2015 - Türkei und Kaukasus

Weiter gehts im fröhlichen Reigen. Die Türkei hat ja auch einiges zu bieten, und außerdem liegt es auf unserem Weg, ein Großteil der Reisenden nimmt ja dann doch eher die Nordroute über Russland, Mongolei und China. Nicht unser Ding, oder, warum das tun was alle tun.

Also wünsche ich weiterhin viel Spaß beim lesen. Und wie immer sind Kommentare und Anregungen herzlich willkommen.

Zur Bildergalerie geht hier lang.

13.09.2015 – Istanbul (0km)

Istanbul bedeutet ja wohl auch dass man ein bisschen Kultur macht. Und genau das stand auf dem Programm. Unser Hostel war da mitten in der Altstadt auch hervorragend als Ausgangspunkt geeignet. Nach nur fünf Minuten waren wir bei der „blauen Moschee“. Nicht weit davon dann die Hagia Sophia, welche ein Stück weit als Vorbild für die heutigen Moscheen gilt, 

ich vor der "blauen Moschee"
ich vor der "blauen Moschee"

aber christliche Erbauer hatte. Die ewig lange Warteschlange hat uns aber zuerst zum Sultanspalast geführt. Nach eine Stärkung und dem zweiten Teil des Palastes, dem Harem, ging es aber dann doch zur Hagia Sophia. Die Schlange, nun auf einen Bruchteil zusammen geschrumpft wirkte dann auch nicht mehr ganz so abschreckend. Und da irgendwann und irgendwo auf der Welt bestimmt gerade vier Uhr war, haben wir uns dann nach so viel Kultur ein Bier gegönnt, oder waren es zwei. Na egal. Noch schnell ins Hostel und frisch machen für das Abendprogramm. Samy wollte unbedingt Karaoke singen. Nun denn, ich kann damit ja nicht so wirklich was anfangen, und singen tu ich auch nicht so wirklich gerne. Zum gröhlen stand nichts zur Auswahl und zum pogen schon dreimal nicht, weswegen ich mich dann als trinkender Zuschauer unters Volk gemischt habe und das Treiben mit viel Mitleid ob der verhundsten Lieder beobachtet hab.

14.09.2015 – Istanbul (0km)

Es wurde arg spät gestern abend, und so kam es dass wir, also vor allem ich, die Zeit am heutigen Morgen nutzen wollte, meine Hausaufgaben zu machen. Sprich, Bilder beschriften, Homepage gestalten, Sicherungskopien des ganzen anfertigen und Versandfertig machen und so Zeug halt. Und als das dann geschafft war, haben wir uns auf den Weg zur Post gemacht. Eine schwere Geburt, denn der Stadtplan stimmt nicht ganz und die (vermeintlichen) Einheimschen haben sich auch nicht 

Blick von der Galata Bridge
Blick von der Galata Bridge

ausgekannt. Letztlich sind wir auf dem Hauptpostamt gelandet, und konnten diverses nicht mehr benötigtes nach Hause schicken. Ein bisschen Kultur sollte nochmal sein, aber Lust auf die Touristenmassen hatten wir beide nicht. Also sind wir einfach mal drauf los gestiefelt und nach einer kurzen Fahrt mit der Tram dann kreuz und quer durch die Gassen geschlendert. Hat schon was, so abseits der Touriwege. Gelandet sind wir dann aber doch wieder im Touristrom am Hafen. Unter der neuen Galata-Bridge haben wir uns dann hingesetzt und uns was zu trinken und eine Sisha bestellt. Ein in Stuttgart wohnhafter Türke hat uns dann noch auf ein Bier uns zum Abendessen eingeladen und uns noch einige Geschichten erzählt, auch über die Politik des Landes. Und auch wenn ich nicht weiß, was da alles wahr ist, so war es doch mal sehr interessant die Situation um den Ministerpräsidenten aus einer anderen Perspektive zu hören.

15.09.2015 – Istanbul bis Bursa (250km)

Gestern hatten wir noch die Wäsche abgegeben, die eigentlich um acht hätte wieder im Hostel sein sollen. Tja, es wurde dann zwölf bis wir endlich los kamen. Ein kurzer Zwischenstopp bei Touratech war von mir noch geplant, da ich noch ein paar extra dünne Handschuhe haben wollte. Leider gab es da nichts zu holen im Moment, dafür hat Samy eine neue Hupe für sein Motorrad bekommen. Das was da vorher dran war, ist wohl etwas abgesoffen und tönte nur noch sehr kläglich, was im Stadtverkehr wo alles und jeder hupt dann nur von Nachteil ist. Weiter ging es, raus aus der Stadt, was aber bei einer 20-Millionen-Metropole nicht ganz einfach ist. Die Flucht mit der Fähre brachte dann Erfolg und wir sind entlang der Küste nach Süden gefahren, wo wir uns dann westlich von Bursa in die Büsche geschlagen haben.

16.09.2015 – Bursa bis Usak (328km)

Aufstehen, warten bis das Zelt trocken ist, zusammen packen und los fahren. Heute war nichts Spektakuläres geplant. Fahren eben. Geilste Straßen von Asphalt bis Schotter war alles dabei. Kurz vor dem geplanten Ziel dann noch Polizeikontrolle. Ups, ja, ist ja gut, wir sind mit 80 durch die Baustelle gerollt. Mal abwarte was er will. Hat uns aber immerhin ganz vorne in die 

Mitten im Nirgendwo, aber die Bewohner des letzten Dorfes haben uns da lang geschickt, war richtig geil, super anstrengend aber genial für die Ausblicke zwischendurch
Mitten im Nirgendwo, aber die Bewohner des letzten Dorfes haben uns da lang geschickt, war richtig geil, super anstrengend aber genial für die Ausblicke zwischendurch

Schlange gewunken. Und vielleicht als er gesehen hat dass wir Touristen sind war die einzige Frage wo wir hin wollen. Das geklärt durften wir weiter. Helm auf, Handschuhe angezogen, Motor starten. Dann kam er nochmal. Diesmal wollte er wohl noch das eben gelernte auf Englisch anwenden und fragt mich nach dem Name. Und nochmal die Frage wohin. Landkarte nochmal aus dem Tankrucksack gezerrt und es ihm gezeigt. Er fand das aber irgendwie geschickter wenn ich die Landkarte verkehrt herum in den Tankrucksack packe, damit man so fährt wie auf dem Navi. Also gut, verkehrt rum eingepackt. Dann hat er noch mein Navi überprüft, also ob es auch die richtige Straßen anzeigt für unser geplantes Ziel. Der Abgleich mit seinem Handy stellte ihn zufrieden und wir durften weiter fahren. Noch einkaufen und wieder aus der Stadt raus, wo es den angezeigten Campingplatz natürlich nicht gab und dann ein paar Kilometer weiter auf dem abgemähten Stoppelacker die Zelte aufgeschlagen.

17.09.2015 – Usak bis Pamukkale (120km)

Kalkfelsen von Pamukkale
Kalkfelsen von Pamukkale

Die Bahnstrecke neben welcher wir genächtigt haben scheint wohl nur nachts benutzt zu werden und so war der Schlaf nicht so erholsam. Aber die Zelte waren trocken und so sind wir früher als die letzten Tage los gekommen. Und das wo wir gar nicht weit fahren wollten. Entspannt bis nach Pamukkale, wo kalkhaltiges die Felsen weiß gefärbt hat. Mit vielen Pausen haben wir dann als erstes die Zelte neben dem Pool aufgestellt und uns am Buffet vergangen. Nach ein bisschen plantschen ging es dann auch tatsächlich zu Fuß bis auf die Kalkfelsen. Schon schön, aber brutal warm. Ein Eis und zwei Bier später ging es wieder nach unten. Schnaps kaufen, wir sitzen seit Tagen auf dem Trockenen.

18.09.2015 – Pamukkale bis Kas (304km)

Wow, schon wieder ein komplett trockenes Zelt einpacken, wenn das mal nicht zur Gewohnheit wird. Wir hatten uns nichts spezielles vorgenommen für heute. Ein bisschen ans Meer vielleicht. Das ist aber auch noch ein ganzes Stück, weswegen wir um Denizli erstmal einen Bogen gemacht haben und ein bisschen Strecke gemacht haben. Schnell ging es dann aber wieder ab der Fernreiserouten auf kleine Straßen. Wunderschöne Landschaften säumten unseren Weg, bis wir nicht mehr weiter wussten. Also die Landkarte sagt da ist ne Straße, aber keines der Navis hat sie gefunden. Also erstmal drauf los und schauen

hinunter zum Girdev Gölü
hinunter zum Girdev Gölü

wo man raus kommt. Aber weit sind wir nicht gekommen, also mal fragen.  Die Richtung stimmte, also los. Frisch geschottert mit reichlich Bitumen ging es nach oben. An der nächsten Kreuzung hat der, den wir gefragt hatten sogar gewartet und nochmal erklärt welche Richtung und weiter gings. Die befestigte Straße war schnell zu Ende, macht aber nichts. Auf Schotter ging es gemütlich weiter bis zum Girdev Gölü. Dann wurde es wieder kompliziert. Welche Straße geht denn jetzt auf der anderen Seite wieder raus. Wir haben uns intuitiv für die falsche entschieden. Also sie führte durchaus nach draußen, war aber der deutlich schwierigere Part. Die Dicke ist einmal festgesteckt, irgendwie quer in einer Auswaschung in einer sehr steilen Kehre, aber mit vereinten Kräften und ein bisschen Kupplung ging es weiter. Aus knapp 2000m über Meer hatten wir dann die „richtige“ Straße wieder in Sicht. Noch 30km Schotter bergab, und dann ab ans Meer. Ein anstrengender Tag ging in einer schönen Bucht am Mittelmeer mit verschleiertem Blick auf Rhodos, zu Ende.

19.09.2015 – Kas bis Antalya (224km)

Als Zwischenziel hatten wir heute Antalya. Ich brauch eine neue Isomatte. Mein High-Tech-Teil hat Nahtbruch und ist mehr Balon als Isomatte, nicht sehr erholsam des Nachts. Noch zwei Belgier getroffen, die auch mal kurz nach Georgien wollen, ein

kurz vor Antalya in den Bergen
kurz vor Antalya in den Bergen

paar Mythen jagen. Ein paar Kilometer Küstenstraße bevor wir wieder in die Berge abgedreht haben. Kurz vor Antalya musste ich dann doch feststellen dass es langsam Zeit wird Ballast los zu werden und die Reifen zu wechseln. Vielleicht mal kurz bei BMW vorbei. Gesagt getan, aber Reifen wechseln konnten die dort nicht, dafür habe ich mir noch ein paar dünne Handschuhe gegönnt. Nach dem Reifenwechsel war es dann auch schon fünf Uhr durch und wir haben beschlossen in der Stadt zu bleiben. Die Isomatte brauch ich ja auch noch. Leider war das shopping-Vergnügen nicht von Erfolg gekrönt. Nach einem Abendessen in der Touristenmeile und zwei Bierchen in der einzigen Bikerkneipe der Stadt war der Tag dann auch gelaufen.

20.09.2015 – Antalya bis Alanya (239km)

Hm, es muss Dienstag sein, denn mehrere Leute haben uns gesagt dass es ab Dienstag regnen soll. Die Zeit nutzen und vielleicht doch noch nen Laden mit Campingzubehör finden. Zwei sollte es noch geben in Antalya, leider war der eine zu und der andere nicht mehr existent. Also raus aus der Stadt und rein ins Vergnügen. Das währte aber nicht lang, denn der Himmel öffnete erneut die Schleusen. Gut dass wir grad an einer Tankstelle unter stehen konnten. Regenzeug anziehen, dass es aufhört zu regnen. Hat hervorragend funktioniert und es wurde sonnig und heiß. Also neuer Versuch mit dem Vergnügen. Rein in die Berge. Super schöne Straßen, kein Verkehr und nach jeder Kurve eine andere Landschaft. Von norwegischen kargen Felslandschaften bis zu runden bewaldeten Hügel war alles dabei. Einfach genial, die 120km haben uns auch stolze 3 Stunden gekostet, weil wir auch oft angehalten und einfach so geguckt haben und die Landschaft auf uns wirken lassen. Auf einem kleinen Zeltplatz bei Alanya haben wir dann die Zelte aufgeschlagen und hoffen einfach dass es trocken bleibt.

in den Bergen hinter Alanya
in den Bergen hinter Alanya

21.09.2015 – Alanya bis Ayranci (305km)

Tja, das mit dem trocken bleiben ist so eine Sache. Gefühlte hundert Gewitter später hat es aber wieder rechtzeitig aufgehört dass der Wind über Nacht alles wieder trocknen konnte. Nachdem dann wieder mal alles ordentlich verstaut war ging es ab in die Berge. Viele, also wirklich viele Kurven und Höhenmeter später sind wir dann oben angekommen. Und oben ist in dem Fall die Hochebene mitten in der Türkei. Noch ein paar Kilometer geradeaus bevor wir uns in Ayranci am Stausee das nächste Nachtlager gerichtet haben. Sehr lustig war es, als wir dann um kurz vor neun abends, als es wieder aufgehört hat mit tröpfeln und stürmen daran gemacht haben die trockenen Büsche neben dem Zeltplatz zu verfeuern. Und irgendwie war dann auch auf einmal der Wodka alle, was uns dazu veranlasst hat die in Kunststoff gefassten Federn aufzusuchen.

22.09.2015 – Ayranci bis Göreme (354km)

Extrem windig war es heute morgen, was den Zeltabbau etwas schwierig gestaltet hat. Aber auch das war dann geschafft und los ging es. Auf der Hochebene hat man mittlerweile drei Arten von Straßen. Feldwege die geradeaus führen, etwas ältere und entsprechend holprige Straßen die geradeaus führen und die neuen vierspurigen Superhighways die geradeaus führen. Da ich mal wieder auf die lustige Idee kam ich wolle eine Molkerei besichtigen, und die geplante Distanz auch nicht unbedingt wenig war, haben wir uns für die Superhighways entschieden. Macht ja keinen Sinn, sich die Reifen zu vernichten

auf der Hochebene kurz vor Aksaray
auf der Hochebene kurz vor Aksaray

und nicht vorwärts zu kommen. In Aksaray dann die Sütas-Molkerei schnell gefunden, aber eine Besichtigung war im Moment nicht möglich, weil ein neues noch geheimes Produkt produziert wurde. Oder so. Vielleicht war es auch einfach zu kurzfristig. Aber das schon von langer Hand zu planen geht halt auch nicht, wenn man nicht weiß wo man als nächstes hin fährt. Weiter ging es in Richtung Kapadokien. Und da sind wieder Kurven, auch ein bisschen Schotter, und sowieso umwerfende Landschaften. Felsenkirchen gesucht für den Kulturpart und nicht gefunden, dafür außer planmäßig dann die unterirdische Stadt in Derinkuju besichtigt und über weitere Umwege mitten im Göreme-Nationalpark gelandet. Die Umwege hatten aber immerhin den Vorteil dass wir die Regenwolke umfahren haben. Schwierig wurde es dann aber nochmal kurz als wir in Ürgüp in der Dämmerung der mit Schlaglöchern übersäten Stichstraße nach oben mussten. Dafür bot der Campingplatz aber auch beste Aussichten auf die ganzen Tuffsteingebäude in und um Göreme.

Wahnsinn, so viel Text an einem Tag gab es schon lange nicht mehr, aber wir haben ja auch einiges erlebt.

23.09.2015 – Göreme bis Göksun (253km)

In der Nacht hat es wieder ziemlich gestürmt und auch mal geschüttet. Dicht war das Zelt, aber die Lage direkt an der Kante hat das Zelt natürlich direkt dem Sturm preis geboten weswegen ich da nochmal raus musste um neu abzuspannen.

Göreme - Spielplatz für Große
Göreme - Spielplatz für Große

Schlecht geschlafen hab ich auch. Die Isomatte bietet leider nur noch sehr wenig komfort und mit der angeschlagenen Rippe und der immer wieder schmerzenden Schulter kam dann alles zusammen. Naja, irgendwann ging es los zum nächsten Kulturpart. Das „Liebestal“ sollte man sich nicht entgehen lassen wenn man schon grade dort ist. Eine Felskirche wurde dann auch noch Opfer unserer Besichtigungswut bevor es dann weiter ging zum Motorrad fahren. In Develi haben wir uns dann mal wieder ein richtig lecker Mittagessengegönnt bevor wir weiter sind die nächsten Pässe erklimmen. Und nach einer nicht ganz so langen Etappe sind wir dann in den Wald abgebogen wo wir dann mitten auf dem Waldweg, der grade so schön eben war die Zelte aufgeschlagen haben.

24.09.2015 – Göksun bis Ilic (390km)

Mitten im Wald aufzuwachen hat schon was. Die ersten Sonnenstrahlen genießen und sich irgendwie fühlen wie in Norwegen. Hat schon was. Nachdem ich mich noch kurz über das Navi aufgeregt hab, was in letzter Zeit immer häufiger vorkommt. Nicht wegen der Navigation, das funktioniert für unsere Zwecke eigentlich ganz gut, sondern, wegen der

Brücke über den Kaban Baraji (Euphrat-Stausee)
Brücke über den Kaban Baraji (Euphrat-Stausee)

Bedienung. Zoomen funktioniert so gut wie gar nicht, und wenn, dann werden Ortsnamen selbst bei vollem Zoom nicht angezeigt und man ist völlig orientierungslos. Eintippen der Ortsnamen funktioniert schon dreimal nicht, weil die Ortsnamen schlicht nicht bekannt sind, und das obwohl die Türkei-Karte noch in vollem Umfang vorhanden sein soll. Es nervt. Dann ging es los. Es wurde wieder etwas kurviger, aber wir waren noch zu weit weg von irgendwelchen Bergen, weswegen der Tag eigentlich recht ereignislos verlief. Gegen Ende wurde es dann aber landschaftlich doch noch richtig schön als wir die Schlucht des Euphrat erreichten. Und nachdem dann auch die Zelte standen und zu Abend gegessen war, ging es um kurz nach acht in die Koje.

25.09.2015 – Ilic bis Macka (334km)

Um kurz nach sechs ist Sonnenaufgang, entsprechend früh waren wir wach und sind so früh wie nie gestartet. Der Ärger mit dem Navi ging weiter, gut dass wir auch mit Kartenmaterial ausgestattet sind und wir diese auch lesen und entsprechend 

Tersundagi Gercidi
Tersundagi Gercidi

nutzen können. Nur mit dem türkischen tu ich mir schwer, so habe ich mich auch heute wieder gefragt, was das runde weiße Schild mit dem roten Rand heißen soll. Aber heute war es richtig kurvig, zumindest meistens, denn auch kleine und kleinste Straßen sind teilweise bereits zu 20 – in Worten ZWANZIG – Meter breiten Autobahnen ausgebaut. Auch Schotter war heute wieder in ausreichenden Kilometern dabei. Zum Schluss gab es noch ein kleines Highlight als es innerhalb von rund zehn Kilometer über tausend Meter nach oben ging. Und das auf tatsächlich bestens ausgebauten kleinen Sträßchen. Ich war so erstaunt dass die Q mal wieder ordentlich zu schlucken bekam und die Gänge bis kurz vor den Begrenzer ausgedreht wurden. Yepee.

26.09.2015 – Macka bis Savsat (412km)

Heute haben wir ein gutes Stück geplant, daher ging es recht früh los. Erstmal ein bisschen Strecke machen, bevor es wieder in die Berge geht. Auf 2650m haben wir dann den bislang höchsten Punkt unserer Reise erreicht. Die Straßen wurden immer kleiner und die Zeit verging wie im Flug. Das Navi hat sich mal wieder schwindelig gerechnet und auch die Landkarte hat nicht so wirklich gestimmt. Aber es scheint noch nicht sehr lange Wasser in den Stauseen zu sein, weswegen die alten kurvigen Straßen als noch befahrbar ausgegeben wurden. Dem Regen haben wir bis kurz bevor es dunkel wurde ein Schnippchen geschlagen, aber dann hat es uns doch noch erwischt. Kurz vor der Passhöhe vor Ardahan war dann Feierabend, morgen ist auch noch ein Tag.

27.09.2015 – Savsat bis Tselka (346km)

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es los. Erstmal noch knapp 1300m vollends auf die Passhöhe. Geniale Ausblicke boten sich uns, und man konnte sich fast fühlen wie in den Alpen. Hinunter nach Ardahan wo wir gleich mal von der Polizei angehalten wurden. Als dann klar war dass wir Touristen sind, hat uns der Polizist mit rollenden Augen und den drei einzigen

unser Mitfahrer - hat mir am Ende noch seine Adresse gegeben wir mögen ihm doch bitte das Bild schicken, und das wird sich sicherlich einrichten lassen
unser Mitfahrer - hat mir am Ende noch seine Adresse gegeben wir mögen ihm doch bitte das Bild schicken, und das wird sich sicherlich einrichten lassen

englischen Wörtern die er kennt weiter geschickt - „go go go“. Wenig später haben wir dann einen älteren Herren mitgenommen. Aber schon nach fünf Kilometer hab ich Samy gestoppt und gesagt dass der Herr sich im Anzug den Kältetod holen würde und er doch meine Regenjacke anziehen soll. Schließlich sind wir keine Moppeds die mit 40 oder 50kmh durch die Gegend zotteln, sondern etwas zügiger, und bis zur Grenze sind es noch 80km. Während der Herr sich anzog wurden wir das nächste Mal kontrolliert, Polizei in zivil, was stehen wir auch mitten in der Pampa am Straßenrand. Und wieder ein paar Kilometer später die nächste Kontrolle. Der Herr hinter Samy hatte offensichtlich seinen Spaß mit den uns kontrollierenden Polizisten und wir haben unsere Pässe auch immer schnell wieder bekommen. Die Grenze haben wir auch ohne Probleme passiert und sind dann ohne Mitfahrer weiter in Richtung Tiflis gefahren wo wir dann, kurz nachdem so ein blöder kläffender Mistköter ein paar Zähne verloren hat weil er in mich rein gerannt ist, unseren Zeltplatz gefunden.

28.09.2015 – Tsalka bis Tiflis (73km)

Es war kühl, oder sagen wir besser saukalt in der Nacht. Also so im Vergleich zu den vergangenen Wochen. Aber auf knapp 1500m darf es Ende September ja auch etwas kühler sein. Weit wollten wir heute nicht. Nur noch ein paar Kilometer bis Tiflis wo wir für zwei Nächte bei einer Bekannten von Samy unterkommen sollten. Feine Straßen waren es noch bis dahin, und mit ein paar Stopps zum gucken kamen wir dann auch pünktlich zu meiner Skype-Konferenz welche auf den heutigen Tag angesetzt war an. Im Großen und Ganzen war es das dann auch schon, muss ja auch nicht immer bis in die Puppen gehen.

29.09.2015 – Tiflis (0km)

Morgens ging der erste Gang zur Botschaft von Aserbaidschan. Wir waren irgendwie beide der Meinung Anfang des Jahres bei der ersten Planung gelesen zu haben dass wir für dort kein Visum bräuchten. So kann man sich täuschen, hoffentlich sind

Tiflis - links würde dann der Fernsehturm stehen
Tiflis - links würde dann der Fernsehturm stehen

die schnell genug ausstellen um die Wartezeit kurz zu halten. Da wir auch das Iran-Visum von Tiflis aus bestellen wollen. Da wir nur zwei Nächte hier bleiben können sind wir anschließend noch zum Hostel gegangen wo wir dann die nächsten Tage zubringen wollen und haben das gleich klar gemacht. Ein bisschen durch die Einkaufsstraße schlendern um zu schauen ob es noch ein Sportgeschäft gibt dass ich meine Isomatte ersetzen kann und diverse Elektronikartikel. Nicht sehr erfolgreich sind wir dann am frühen Nachmittag mit Umweg über den Friedhof wieder in die Wohnung wo wir nun erstmal ein bisschen arbeiten und ausruhen wollen.

30.09.2015 – Tiflis (16km)

Umzug war angesagt. Da wir nur für zwei Nächte bei Samis Bekannten unterkommen konnten, was aber super war, mussten wir heute umziehen. Das Hostel haben gestern schon klar gemacht und sind vor dem endgültigen Wechsel erstmal noch zum Schildkrötensee gefahren. Warum der so heißt weiß ich nicht ganz genau, Schildkröten hab ich keine gesehen, außer man definiert alternde und fülligere Frauen die dort „joggen“ als solche. Nachdem wir im Hostel eingezogen sind ging es erstmal in die Stadt. Wir wollten gleich mal schauen wegen dem Iran-Visum, was leider nicht sehr erfolgreich verlief. Die Auskunft von der Botschaft war dass es bis zu einem Monat gehen kann, und in dem einzigen Reisebüro welches uns da helfen wollen würde, wollten sie Unmengen an Kohle, was dann so ungefähr dem 6-8fachen der eigentlichen Visagebühren entspricht, und das geht gar nicht. Abends sind wir spontan bei einem Couchsurfing-dinner gelandet. Prima Leute getroffen, von überall aus der Welt, und wohl auch den ein oder anderen bleibenden Kontakt auch für die weitere Reise.

01.10.2015 – Tiflis (0km)

Da es gestern extrem spät wurde, wurde es heute morgen auch etwas später. Als ich dann wach war ging es erstmal zum Flughafen. Der ADAC hat mir paar Teile schicken wollen welche in der Türkei aufgrund des Haddsch-Festes nicht

eine Winzigkeit von Flughafen, aber scheint seinen Zweck zu erfüllen
eine Winzigkeit von Flughafen, aber scheint seinen Zweck zu erfüllen

aufzutreiben waren. Nach fröhlichem hin und her, zwischen dem Türkisch Airlines Schalter und der Cargo-Terminal war klar, dass die Teile nicht wie geplant mit gekommen sind. Also zurück ins Hostel, nichts war es mit schrauben heute mittag. Da ich aber auch noch etwas geplättet war vom gestrigen Abend nur kurz beim ADAC gefragt ob sie etwas wissen über den Verbleib der Teile und mich dann ohne großen Stress ans Bilder beschriften gemacht. Noch kurz auf der Botschaft vorbei um zu fragen was Stand ist mit dem Visum für Aserbaidschan und danach gemütlich zum Abendessen. Später am Abend haben wir zufällig noch die beiden Belgier getroffen, welche wir uns vor zwei Wochen bei der Abfahrt aus Kas über den Weg gelaufen sind.

02.10.2015 – Tiflis (0km)

Früh ist ja bekanntlich relativ. Um halb neun aufgestanden und Sami rausgeworfen. Nach dem Frühstück ging es los. Für mich zum Flughafen, die Ersatzteile sind da, und Sami wollte eine Freundin besuchen, die ein paar Kilometer westlich von Tiflis im Dreck wühlt. Über drei Stunden hat es mich gekostet die Teile endlich zu bekommen, aber gut, wenigstens zollfrei. Zurück im

Maskottchentreffen im Solo-Lucky-Hostel
Maskottchentreffen im Solo-Lucky-Hostel

Hostel hab ich mich dann daran gemacht was ich gestern machen wollte – schrauben. Die Hülsen der Bremsscheiben, den Babysarg neu justieren und fixieren, der hat sich ein bisschen verselbstständigt bei einem der bösen Schlaglöcher die ich erwischt hab, und ein bisschen Ordnung ins Chaos bringen. Kaum damit fertig kam Sami wieder. Nach einer kurzen Pause ging es wieder zur Botschaft um hoffentlich den Pass mit dem Visum für Aserbaidschan wieder zu bekommen. Tja, das war wohl nix, Montag dann. Zurück im Hostel erstmal lecker gekocht, und dann kam noch Besuch. Ein Iraner, welchen wir beim Couchsurfing-Dinner kennen gelernt haben kam vorbei. Und nachdem wir ihn dazu aufgefordert haben, unser Appartement mit uns zu teilen wurde daraus ein richtig netter Abend. Eine Einladung ihn im Iran zu besuchen steht auch, was kann es besseres geben.

03.10.2015 – Tiflis bis Zhinvalis Tsqalsatsavi Stausee (346km)

Ab in die Berge, sollte es heute gehen. Einmal nach Kazbegi und fast zurück. Alternativen Routen für den Rückweg gibt es nicht, und über Russland ist nun wirklich gar nicht möglich, also schon, mit entsprechendem Vorlauf, aber nicht für uns. Auch wenn die „Georgian Military Road“ von Tiflis erst mehr als langweilig ist, so entschädigt der Blick auf den hohen Kaukasus. Kurz vor der Rückfahrt war uns dieser dann sogar auch noch vergönnt, denn dann hatte die Sonne überhand. Ein bisschen

Blick auf den Kazbegi, leider etwas wolkenverhangen
Blick auf den Kazbegi, leider etwas wolkenverhangen

Motorsport war mir da auch noch gegönnt. Laut hupend kam so eine GS von hinten. Pah, was glaubt der denn. Gut, er hatte Schwung und kam vorbei, aber das war es dann auch schon. Wäre ja nochmal schöner dass ich mich auf georgischen Straßen von einem russischen GS-LC-Fahrer abhängen lasse, was eventuell noch seine Hausstrecke war auf den Pass hoch. Naja, mangels freier Sicht habe ich zweimal in der Innenkurve zurück gesteckt, und irgendwann hab ich dann auch mal auf Samy gewartet. Dann war nur noch bummeln. Zum Campingplatz ging es noch um den See rum, aber das kann ja jeder. Also die Nebenstrecke oberhalb des Sees genommen. Mein Navi wollte nicht, weil die Straße nicht komplett durch ging, aber Samy seins sagt es geht. Also, Versuch macht kluch oder wie das heißt. Aber nach 22km sollte mein Navi Recht behalten. Mal wieder ein Denkfehler meinerseits brachte uns zwar noch bei Tag aus dem Schotter raus, aber die 35km um den See durften wir dann bei Nacht fahren. Nicht sehr angenehm und schon gar nicht empfehlenswert.

04.10.2015 – Zhinvalis Tsqalsatsavi bis Zhinvalis Tsqalsatsavi (232km)

Seit sich meine Isomatte verabschiedet hat habe ich nicht mehr so gut und lange geschlafen. Trotzdem hieß es dann langsam mal los machen. Da soll es laut Karte nen Pass geben der bis auf 3.500m geht, da muss man doch hin. Als erstes Zwischenziel aber erstmal über 2.676m nach Shatili, eine Stadt aus Wehrtürmen, um die Russen abzuwehren, oder so. Kurz vor Shatili ergab sich dann aber ein kleines Problem. Luftverlust an meinem Hinterrad. Da lässt man alles unnötige am Campingplatz

Blick von der Passhöhe nach Shatili
Blick von der Passhöhe nach Shatili

und stellt fest dass es doch nicht so unnötig ist. Also weiter 15km noch bis Shatili, 85km zurück zum Campingplatz waren definitiv nicht mehr möglich, und hoffen dass mir geholfen werden kann. Während Samy die bewohnten Häuser nach Hilfe abfuhr, versuchte ich mein Glück mit ein paar Georgiern. Und tatsächlich, eine viertel Stunde später war mein Reifen gestopft und mit Luft gefüllt und wir konnte weiter. Mutso als nächstes Ziel musste noch sein. Wir wollten auch die Burg sehen die wir im Internet gefunden hatten. Viel weiter ging es auch nicht weil wir von der Grenzpolizei zum umkehren angehalten wurden. Auch ging langsam die Zeit aus bevor es dunkel wird. Wir müssen noch 115km über den Pass durch Schotter, Bäche und Schlamm zurück zum Camping. Und das bei dunkel will wirklich keiner. Kaum auf der Passhöhe hat es auch noch leicht anfangen zu regnen, das kann ja heiter werden. Kurz vor der totalen Finsternis waren wir auf Asphalt, noch schnell einkaufen und Feierabend machen. Harter aber geiler Tag!

05.10.2015 – Zhinvalis Tsqalsatsavi bis Tiflis (71km)

Zurück nach Tiflis, das Wetter wurde besser nachdem es nachts ziemlich geschüttet hat. Aber kaum los gefahren mussten wir doch die Regenklamotten anziehen. Naja, die paar Kilometer sind ja ok. Das Hostel bezogen, zu mittag essen und dann ein bisschen Kultur. Narikala, die Burg über der Stadt musste schon noch sein. Kultur kam ohnehin deutlich zu kurz hier in Tiflis. Geschuldet der viel zu schlechten Vorbereitung für die Stadt und auch dem relaxen, was nach zwei Wochen ohne Pause auch mal nötig war. Das schlimme, als wir später zur Botschaft von Aserbaidschan kamen, hatten die doch tatsächlich nur das Visum von Samy fertig, aaaahhh, ich könnte schreien, aber hilft ja nichts. Morgen nochmal hin.

Blick über Tbilisi von Narikala aus
Blick über Tbilisi von Narikala aus

06.10.2015 – Tiflis bis Batumi (376km)

Dann will ich mal auf die Botschaft rennen und hoffen dass mein Visum nun auch fertig ist. Um 11:39 Uhr bekomme ich gesagt dass mein Visum fertig ist. Super, na denkste, es hat gedauert bis um 12:23 Uhr bis ich es endlich ausgehändigt bekommen habe. Man hat dem Kasper direkt die Schadenfreude angesehen als er es mir gegeben hat. Naja, also zurück ins Hostel, umziehen und los. Einmal nach Batumi wo es das Visum für den Iran innerhalb eines Tages geben soll. Da es bereits  früher Nachmittag war das ein strammer Plan. Aber hilft ja nichts, noch ein Tag verlieren wäre auch blöd. Außer fahren war dann auch nicht viel, meist geradeaus, und wenig Kurven, und schon wieder war es dunkel als wir endlich im Hostel waren.

07.10.2015 – Batumi (0km)

Erster Gang zum Generalkonsulat. Ein sehr freundlicher Mitarbeiter begrüßte uns und hielt ne Runde Smalltalk, dann kurz die Formalitäten mit Einzahlschein für die Bank. Eine Stunde später hat er gesagt dass wir am Nachmittag wieder kommen und

selten so fröhliche Graffiti gesehen wie am STrand von Batumi
selten so fröhliche Graffiti gesehen wie am STrand von Batumi

das Visum abholen können. Na aber Hallo, wer sagt es denn. Gestern Abend wurde uns noch gesagt dass es trotzdem eine Woche dauert. Keine Ahnung woher die Leute die sowas erzählen ihre Informationen haben. Ein bisschen durch die Stadt gewackelt, was Mittagessen gegangen und Siesta gehalten. Um 17 Uhr hatten wir unsere Pässe wieder – MIT Visum. Klasse. Dann kann es ja weiter gehen. Am 12.10. dürfen wir nach Aserbaidschan einreisen, irgendwie ist das Visum erst ab da gültig ist, Hotel ist gebucht für die erste Nacht dort. Mehr können wir vorerst nicht tun. Vielleicht ein bisschen Routenplanung für die nächsten Tage, oder ein Fläschchen von diesem köstlichen georgischen Rotwein trinken.

08.10.2015 – Batumi bis Akhalkalaki (168km)

Es war soweit. Nach guten sechs Wochen wo es höchstens mal getröpfelt hat, regnete es heute. Und es sollte auch die nächsten Tage regnen. Also Sachen zusammen packen und los. Hauptstraße musste nicht sein, über den Zustand der Straßen auf der Südroute nach Osten war nichts bekannt, könnte also auch schief gehen. Der Regen ging dann in wolkenbruchartige Sturzbäche über, der Fluss an welchem wir entlang nach oben fuhren wurde immer breiter und reißender anstatt schmaler -

kurz vor der Passhöhe des Goderzi-Pass, Zuflucht vor dem Regen um eine kleine Stärkung zu nehmen
kurz vor der Passhöhe des Goderzi-Pass, Zuflucht vor dem Regen um eine kleine Stärkung zu nehmen

das kann ja heiter werden. Nach den ersten 50km ging die einigermaßen gute Straße in Schotter über, und jetzt heißt es noch rund 1.500m nach oben bis auf den Goderzi-Pass. 45km nasser Schotter nach oben und anschließend nochmal 25km nach unten. Schotter an sich ist schon nicht immer ganz einfach, aber bei Nässe wird es heftig. Die kleinen Bachdurchfahrten waren dann schon bis zu fünf Meter breit und bis zu 30cm tief. Und in der Dreckbrühe sieht man dann nicht unbedingt wo die dicken Brocken liegen. Aber alles gut überstanden, aber die grob angepeilte Strecke deutlich abgekürzt und wurden dort von Jasmin und Kristina zum nächtigen eingeladen. Privatunterkunft mit Abendessen und Frühstück, und das alles für deutlich unter 30 Euro für zwei Personen, klasse. Und ich soll Werbung machen und ganz viele Motorradfahrer vorbei schicken. Also, wer eine Unterkunft in Akhalkalaki braucht, das sind die Koordinaten aus google-maps:  41.642743, 42.983238

09.10.2015 – Akhalkalaki bis Tiflis (244km)

Auch für heute war nur Regen vorhergesagt und Temperaturen im einstelligen Bereich. Also nehmen wir vielleicht doch lieber die große Straße und drehen gegen später nochmal auf die kleinen Straßen ab. Auf rund 1000m Höhe ist es vielleicht angenehmer als auf über 2000m. Später soll noch eine kleine Vodka-Brennerei auf dem Weg liegen, könnte man ja vorbei

zurück in Tiflis gab es gleich mal eine unglaubliche Sicht auf den Fernsehturm
zurück in Tiflis gab es gleich mal eine unglaubliche Sicht auf den Fernsehturm

fahren. Wie aus dem nichts lag diese dann aber entlang der großen Straße in einem gleichnamigen Dorf welches wir im google nicht gefunden hatten. Naja, abbiegen auf die kleinen Straßen kann man trotzdem. Und da haben wir mal wirklich die kleinsten und miserabelsten Straßen unserer bisherigen Reise gefunden. Also das Navi hat sie gefunden. Die OSM-Karten scheinen also gut zu funktionieren. Am frühen Nachmittag waren wir wieder in Tbilisi wo ich dann erstmal noch mein Öl für den Ölwechsel abgeholt hab, ein Dank an die Firma Motul welche mir den Kontakt vermittelt hat, um das Öl zu besorgen welches ich seit Jahren fahre. Viel ist dann aber nicht mehr passiert heute, vielleicht sei noch zu erwähnen dass ich mir für lange Stunden ohne Internet oder sonstiger Beschäftigung ein kindle-paperwhite gekauft habe.

10.10.2015 – Tiflis (0km)

Schon wieder in Tiflis, was wollen wir denn schon wieder hier. Naja, ich könnte ja mal wieder die Homepage auf Stand bringen und ein bisschen was arbeiten.

Am Nachmittag wollten wir dann noch auf den Fernsehturm, aber außer einem Freizeitpark für Kinder gab es da nicht wirklich was zu besichtigen, und der Turm ist nicht für Besucher freigegeben. Ein kalter Wind veranlasste uns den Berg schnell wieder zu verlassen und zurück ins Hostel. Eine Kleinigkeit essen und der Tag ging recht faul zu Ende.

11.10.2015 – Tiflis (0km)

Bisschen Ordnung ins Chaos bringen und vielleicht noch in die Schwefelbäder, mehr war für heute auch nicht geplant. Und da ich ja jetzt auch ein tolles ebook hab, könnte ich mir da für die internetlose Zeit gleich mal ein paar Bücher drauf laden, jetzt wo wir grad so gutes WiFi haben. Bisschen lesen und bisschen nichts tun, das war der Tag im groben. Die Bilder unseres Mitfahrers vom letzten Tag Türkei haben wir aber noch ausgedruckt und weg geschickt. Wer weiß ob das ankommt bei der Adresse die er mir aufgeschrieben hat. Wir werden es nie erfahren da ich Held vergessen hab meine Adresse mit zu schicken. Tja, aber er freut sich bestimmt.

12.10.2015 - Tiflis bis Sheki-AZ (303km)

Heute geht es nach Aserbaidschan. Mal schauen wie das wird an der Grenze. Das Wetter schien es noch gut trotz mieser Vorhersage noch gut zu meinen. Also los. Aber als wir dann über den Gombori Pass rüber waren sah es richtig übel aus. In Telavi noch was Mittag essen und überlegen ob die nördliche Strecke wohl machbar ist ohne nass zu werden, oder ob wir auf die südliche und deutlich weitere Route bis zur Grenze ausweichen sollen. Ach, das geht schon, das hängt in den Bergen war dann die Meinung und so sollte es auch sein. An der Grenze wurde uns dann von georgischer Seite „Viel Glück“ gewünscht, 

was eine herrliche Verabschiedung aus Georgien - Viel Glück!
was eine herrliche Verabschiedung aus Georgien - Viel Glück!
fast zwei Stunden hat es gedauert, abzüglich einer Stunde Zeitverschiebung bis wir drin waren
fast zwei Stunden hat es gedauert, abzüglich einer Stunde Zeitverschiebung bis wir drin waren

für die Grenze. Die Ausreise lief wie die Einreise komplikationslos, dann ein bisschen weiter rollen und hoffen. So ein junger Schnösel von Grenzpolizist war ganz eifrig und wollte überall rein schauen. So weit so gut. Was ich allerdings unter aller Kanone fand, war dass er selbstständig angefangen Reissverschlüsse und Spanngurte zu öffnen. Mein vorsichtiger Versuch ihn einzubremsen blieb zum Glück ohne weitere Konsequenzen was intensivere Kontrollen anging, und ich durfte selber aufmachen wo er reinschauen wollte. Noch kurz eine Versicherung fürs Motorrad abschließen und wir waren durch. In Sheki wurde es dann nochmal spannend. Unser Hostel, welches wir gebucht hatten (notwendig für die Visabeantragung) gab es nicht. Nicht einmal die Straße wo das Hostel sein sollte gab es in der Stadt. Und auch unter der Telefonnummer war niemand erreichbar. Da hat alles fragen nichts geholfen, und am Ende standen immerhin sieben Menschen um uns rum, inklusive zweier Polizisten, alle genauso ratlos wie wir. Glücklicherweise gab es eine andere Bleibe in der alten Karawanserei für das gleiche Geld. Denn weiter fahren wäre nicht mehr drin gewesen, erstens wurde es dunkel und zweitens war die nächste Stadt rund 100km weit weg.

13.10.2015 – Shaki bis Baku (297km)

Leicht bewölkt war dann ein Nieselregen und Wolken bis auf 400m. Es wird Herbst im Kaukasus, wird Zeit dass wir in den Süden kommen, und selbst im Iran kann es dann langsam empfindlich kalt werden. Naja, erstmal ein bisschen durch

schön war unser Hotel in der Karawanserei, noch schnell fotografiert vor der Abfahrt
schön war unser Hotel in der Karawanserei, noch schnell fotografiert vor der Abfahrt

Aserbaidschan. Große Umwege waren bei dem Wetter auch nicht unbedingt wünschenswert und außerdem, wohin, im Norden ist nicht mehr viel, also direkt nach Baku. Die gut ausgebauten Straßen haben uns schnell und gut dort hin geführt weswegen wir gleich mittags noch zur indischen Botschaft sind um das Visum gleich zu beantragen. Ein paar Sätze später war klar was wir zu tun haben – morgen wieder kommen. Online den Antrag ausfüllen, ein kurzen Brief schreiben warum und wieso und ein Bildchen zurecht schnippeln wurde uns noch als Hausaufgabe gegeben. Kein Problem, das schaffen wir. Nach dem Abendessen und nach Erledigung der Hausaufgaben gab es noch eine warme Dusche und dann war auch schon wieder Licht aus.

14.10.2015 – Baku (0km)

Nach dem Frühstück erstmal zur schweizer bzw. zur deutschen Botschaft. Mit Hilfe eines „Empfehlungsschreibens“ das „beglaubigt“ wurde, sollte das Pakistan-Visum zu beschaffen sein. Als wir das hatten mussten wir uns beeilen um noch zur indischen Botschaft zu kommen vor der Mittagspause um das Visum zu beantragen. Das hat dann soweit geklappt, morgen dürfen wir aurufen und fragen ob es genehmigt werden wird oder nicht, dann dauert es auch nur noch 5-10 Arbeitstage bis

alt, einstöckig und halb verfallen neben neu und x Etagen hoch, der Kontrast könnte nicht größer sein
alt, einstöckig und halb verfallen neben neu und x Etagen hoch, der Kontrast könnte nicht größer sein

es fertig ist. Keine Chance es zu beschleunigen, auch nicht mit „extra Gebühren“. Weiter zur pakistanischen Botschaft die nur ein paar hundert Meter weiter war. Aber auch mit Tricks ist hier nichts zu machen. Aber wenigstens haben wir die Auskunft bekommen dass es an der Grenze ein Transitvisum gibt, welches uns immerhin fünf Tage Zeit gibt. Einfacher wäre ein reguläres Visum um die Diskussionen an der Grenze nicht mehr zu haben, aber mehr als Transit war eigentlich auch nicht geplant. Da müssen wir nochmal in uns gehen und überlegen. Den Versuch ein richtiges Visum zu erhaschen lassen wir aber nicht ungenutzt und kreuzen in der pakistanischen Botschaft in Teheran nochmal auf. Zu Fuß zurück mit einer kurzen Teepause und der Nachmittag war auch schon so gut wie gelaufen. Da machen wir heute ganz entspannt nichts mehr. Außer halt ein bisschen Papierkram und Planung, aber das läuft sowieso immer nebenher.

15.10.2015 – Baku (0km)

Blick vom Maiden Tower in Baku
Blick vom Maiden Tower in Baku

Ich bin wach, hm, was mach ich denn jetzt. Bissle lesen, bevor wir los gehen sollten wir erst noch bei der indischen Botschaft anrufen und fragen ob das Visum genehmigt werden wird, und das geht erst ab halb elf. Nach dem Anruf durften wir dann gleich wieder hin und die Gebühren bezahlen, ahh, das dritte Mal dort und noch nichts erreicht. Hoffen wir wenigstens darauf dass wir nur fünf und keine zehn Arbeitstage warten müssen bis das Visum fertig ist. Die Suche nach der Touristeninformation verlief im Leeren und so sind wir auf eigene Faust erstmal an der Promenade entlang geschlappt und später über den Maiden Tower noch ein bisschen durch die Altstadt. Und das war dann auch im Großen und Ganzen unsere Aktivität für den heutigen Tag. Man muss auch mal faul sein.

16.10.2015 – Baku (0km)

Es regnet. Da wir noch ein paar Tage da sind haben wir ganz spontan beschlossen dass mit dem faul sein von gestern Abend fortzusetzen. Für mich stand noch ein bisschen Bilder beschriften an, die Bildergalerie auf der Homepage vervollständigen und die ersten Versuche mit Filmbearbeitung. Nebenher ein bisschen sinnlos im Internet rum surfen und Kaffee trinken.

17.10.2015 – Baku (0km)

Ein erneutes Treffen mit Couchsurfern aus der ganzen Welt endete erst in den frühen Morgenstunden. Da ist der Tag schon gelaufen bis man überhaupt mal aufsteht. Da das Wetter immer noch etwas düster aussah hat das mal gar nichts gemacht. Erstmal einkaufen gehen damit ich was zum Frühstück hab, mittags um halb zwei. Und dann neuer Versuch mit Filmbearbeitung. Vielleicht sollte ich die Filme erstmal sichten und beschriften dass ich überhaupt weiß wo die entstanden sind. Kultur kommt morgen wieder, laut Wetterbericht soll es die nächsten Tage wieder besser werden. Wollen wir es hoffen.

18.10.2015 – Baku (0km)

Sonntag, glaub ich, draußen wird geflext und gehämmert, der Betonmischer fährt vor, ja ich glaub es ist Sonntag. Was mach ich denn heute. Joa, erstmal nix, und um zwei treffe ich mich zu einem Date. Vor ein paar Tagen am Maiden Tower ein Mädel getroffen und nachdem wir facebook-Kontakte ausgetauscht haben wollen wir das wiederholen.

Auch mal interessant, den Bericht vorher zu schreiben. So genau war mein Tagesablauf die letzten Monate nicht geplant.

19.10.2015 – Baku (13km)

Kaum beim Frühstück kommt der Hotelchef und sagt dass mein Päkchen da ist. Wahnsinn, wie angekündigt ist meine neue Isomatte eingetroffen. Ein bisschen Motorrad fahren wollten wir auch mal wieder, und ein bischen außerhalb von Baku gibt

die nächtliche Skyline beeindruckt mit den Flame-Towers, ich bemühe mich um weitere und bessere Bilder
die nächtliche Skyline beeindruckt mit den Flame-Towers, ich bemühe mich um weitere und bessere Bilder

es ja auch ein bisschen was zu sehen. Als wir dann in voller Montur nach unten gehen sagt uns der Hotelchef dass wir bei der Botschaft von Indien vorbei gehen sollen, die hätten angerufen (die Hotelnummer musste als Referenz herhalten). Erste Spekulationen ob das Visum doch schon fertig ist haben sich schnell zerschlagen. Da wir über Pakistan einreisen wollen, benötigen sie ein „confirmation letter“ von offizieller Stelle. Also zurück ins Hotel und schauen was die deutsche bzw. schweizer Botschaft da bieten können. Nachdem aus deutscher Gründlichkeit heraus erstmal abgelehnt wurde was zu schreiben, konnte ich sie dann doch überzeugen ein kleinen Text aufzusetzen. Aber fertig zum abholen ist er erst morgen, ohne Wartezeit geht eben nichts in Deutschland. Nun denn, der Tag war dann eh so ziemlich gelaufen und es wurde nichts mit Motorrad fahren. Nach ein paar weiteren organisatorischen Dingen ging ich dann abends zu meinem nächsten Date, hihi.

20.10.2015 – Baku bis Baku (183km)

Um zehn erstmal zur Botschaft wackeln und das Schreiben abholen. Die Gutste hinterm Panzerglas war immer noch geschockt von den Plänen die ich da so habe. Aber wenn nicht jetzt, wann dann?

Ateshgah Fire Temple
Ateshgah Fire Temple

Zurück im Hostel, schnell in die Motorradklamotten und los. Das Schreiben auf der Botschaft abgeben und dann Motorrad fahren. Der Feuertempel und Yanar Dag waren geplant. Noch ein Abstecher zum östlichsten Zipfel Aserbaidschans und dann wollten wir noch Öl wechseln. Nach rund 12.000km seit Mitte August darf man das mal machen. Öl hab ich ja bereits in Tbilisi besorgt, dann sollte der Rest auch kein Problem sein. Und kurz bevor es dunkel wurde waren wir dann auch wieder im Hotel. Wie anstrengend so ein bisschen Mobbed fahren doch sein kann.

21.10.2015 – Baku (0km)

Nachdem ich mich heute vom Wecker hab wecken lassen, ging es nach einem Kaffee erstmal ins Historische Museum von Baku. Hm, joa, was soll ich darüber groß erzählen. Also aus meiner Sicht hat Aserbaidschan nichts vorzuweisen was sie geleistet hätten. Erst Mitte des 19ten Jahrhunderts kam mal einer auf die Idee, da eine Geschichte zu kreieren und niederzuschreiben. Das einzige was sie haben ist Öl, aber mehr wie dieses von der Oberfläche abschöpfen konnten sie auch nicht. Sämtliche Technik welche im Land ist, wurde von Briten, Deutschen, Russen oder sonstigen Völkern eingebracht. Aber den großen Kopf oder Erfinder können sie nicht. Georgien hat wenigstens eine Jahrtausende alte Weintradition, und einer der berühmtesten Tyrannen des 20ten Jahrhunderts hervorgebracht. Aber hier in Aserbaidschan gibt es nichts. Das einzige worum man sie bemitleiden kann, dass sie von allen Völkern ringsum ständig niedergemetzelt wurden, von Armeniern, Tschetschenen, Russen, Iranern, Mongolen. Nun denn, hab ich das auch gesehen. Der Nachmittag war dann wieder mit ein bisschen faul sein verbunden. Langsam nervt es mich hier festzusitzen.

22.10.2015 – Baku (0km)

Ausgiebiges ausschlafen gehört nun schon fast zum Alltag, was will man auch mit den vielen Tagen hier anfangen. Das es nichts zu sehen gibt hat mir der gestrige Besuch im Museum gezeigt. Bleibt nur lesen und nichts tun. Aber erstmal Frühstück, wobei das bei uns eigentlich schon Mittagessen ist mittlerweile. Aber dazu sollte es erstmal nicht kommen. Samy wollte noch schnell Brot kaufen, aber er kam nicht wieder - ich hab hunger, mpf. Mal kurz nach unten gehen und schauen wo er

nur mal kurz durch die Stadt fahren, Geld holen und weiter, das war die Devise der drei Weltenbummler aus Australien, Argentinien und USA
nur mal kurz durch die Stadt fahren, Geld holen und weiter, das war die Devise der drei Weltenbummler aus Australien, Argentinien und USA

bleibt. Naja, bis vor die Türe ist er gekommen, dann hat er mit nem anderen Motorradfahrer der grad vorgefahren ist angefangen zu schnattern. Ich hab dann mitgemacht, und es kamen dann noch zwei weitere dazu. Alle drei kamen sie mit der Fähre aus Kasachstan an und wollen weiter nach Westen. Alle drei sind schon seit über zwei Jahren unterwegs und fanden meine Idee nach einem Jahr erstmal ne Pause zu machen gar nicht so schlecht, da sie langsam an Überdosis an Neuen und ständig wechselnden Impressionen litten. Mal sehen wo wir ihnen das nächste Mal über den Weg laufen. Man sieht sich immer zweimal heißt es doch. Abends ging es dann für mich noch spontan mit zum Fußball. Wenn das Ticket umgerechnet 2,80 kostet und sich grad nen Schwungvoll Deutsche im Hostel befinden die das prima finden, kann man sich die Abwechslung ja mal gönnen. Auch wenn Dortmund jetzt nicht unbedingt mein Lieblingsverein ist, sofern ich überhaupt noch einen Lieblingsverein habe. Aber irgendwie ist das nicht mehr so wirklich meins. 90 Minuten rumstehen, nichts sehen und Bier trinken. Es gibt gemütlichere Plätze um Bier zu trinken.

23.10.2015 – Baku (0km)

So ein Mist. Jetzt waren wir beide nicht da zum Abendessen gestern und schon ist auch nichts fürs Frühstück da. Also erstmal einkaufen, ist ja schließlich schon wieder halb zwölf. Anschließend noch ein bisschen was organisatorisches für die Weiterreise, aber auch das ist langsam durch und erledigt, dann könnte es richtig anstrengend werden wenn gar nichts mehr zu tun ist. Ein paar Bilder hatte ich noch zum beschriften, und hoch laden konnte ich die Bilder ja dann auch gleich. Und da ich mich nebenher sinnlos durchs Internet geklickt habe, ging auch der Tag irgendwann zu Ende. Jetzt ist Wochenende. Mal sehen was man da so tun kann. Immerhin sagt der Wetterbericht gutes Wetter voraus.

neulich im Minibuch-Museum, vielleicht sollte ich ein Miniflaschen-Museum aufmachen um das Hobby zu finanzieren
neulich im Minibuch-Museum, vielleicht sollte ich ein Miniflaschen-Museum aufmachen um das Hobby zu finanzieren
70x35 Meter misst die Staatsfahne und weht in 162 Meter Höhe, war aber nur für kurze Zeit die Größte der Welt, bevor Tadschikistan und Saudi-Arabien was größeres haben wollte. Wobei die Größe der Flagge selbst ist ungeschlagen, nur die Masten sind höher
70x35 Meter misst die Staatsfahne und weht in 162 Meter Höhe, war aber nur für kurze Zeit die Größte der Welt, bevor Tadschikistan und Saudi-Arabien was größeres haben wollte. Wobei die Größe der Flagge selbst ist ungeschlagen, nur die Masten sind höher

24.10.2015 – Baku (0km)

Wahnsinn, das Wetter war nur bedingt gut und die Motivation etwas, also nichts, zu unternehmen war enorm. Ein Engländer welcher hier im Hostel abgestiegen ist, brachte zumindest etwas Abwechslung und man konnte sich ein paar Geschichten erzählen. Am Abend hab ich es dann endlich geschafft mit dem Stativ an die Promenade zu gehen und hab versucht die Skyline bei Nacht abzulichten.

25.10.2015 – Baku (0km)

Zur Abwechslung mal wieder Sonntag. Gut, wir waren gestern Abend noch ums Eck auf ein zwei Bier, von daher durften wir auch erst um zwölf aufstehen. Das Wetter war deutlich besser als gestern, aber es gibt einfach immer noch nichts zu tun hier. Hoffentlich geht der Tag bald rum.

26.10.2015 – Baku (0km)

Endlich was zu tun. Eine email von meinem künftigen Arbeitgeber brachte Abwechslung. Einige Stunden habe ich Zeichnungen bearbeitet und Kommentare dazu verfasst. Da vergeht die Zeit auch endlich mal. Leider hat der Anruf auf der indischen Botschaft noch keine Ergebnisse gebracht, sprich das Visum ist noch nicht fertig. Morgen früh gleich nochmal anrufen und hoffen.

27.10.2015 – Baku (0km)

Noch ein Punkt galt es abzuarbeiten auf meiner to-do-Liste um abends dann mal kurz zu skypen, dauerte auch noch einmal ein paar Stunden. Aber dann war Feierabend. Nichts – Langeweile, gggggrrrrrr…...

28.10.2015 – Baku (0km)

Ich weigere mich bald irgendwas zu schreiben. Mittags sind wir mal kurz auf der indischen Botschaft vorbei. Vielleicht ist das effektiver als nur anzurufen um bei schlechter Verbindung die Mitteilung zu bekommen dass das Visum noch nicht fertig ist. War genauso erfolglos, aber immerhin haben wir uns ein paar Stunden durch das graue, neblig-nieselige Baku bewegt.

29.10.2015 – Baku (0km)

Lesen und vielleicht ein bisschen planen für die nächsten Wochen. Mehr konnte ich auch heute nicht tun. Diesmal hatte ich es Samy überlassen auf der Botschaft anzurufen. Aber auch das war nicht von Erfolg gekrönt. Dafür hab ich erfahren dass ich mit meinem deutschen Amazon-Konto nur 5 Bücher auf mein Kindle laden kann aus dem Ausland. Warum ich dann das letzte mal gleich neun ziehen konnte haben die Mitarbeiter im Amazon-chat auch nicht verstanden. Nun denn, sie haben es frei geschaltet und mein Konto nach Amerika verlegt, jetzt bin ich etwas flexibler. Na prima, jetzt erzähl ich vor lauter Langeweile schon so ein Mist hier. Aaaaaahhhhh…..

30.10.2015 – Baku (0km)

Warten und nichts tun.

31.10.2015 – Baku (0km)

Warten und nichts tun. Abends wollten wir dann noch auf eine Halloween-Party gehen. Aber das war auch ein großer Reinfall. Zwar waren alle Tische zur Seite geräumt, aber die Leute saßen nur da und haben auf ihren Smartphones rumgetippt. Was anderes konnte man auch nicht machen. Die engagierte Band war einfach grottig und viel zu laut weswegen eine Unterhaltung nicht möglich war. Nach zwei Bier hab ich mich verabschiedet und bin zurück ins Hostel. Dort habe mich noch ein bisschen mit den anderen Bewohnern unterhalten und mich bin dann früh in die Waagerechte wo ich dann noch etwas gelesen hab.

01.11.2015 – Baku (0km)

Warten und nichts tun. Bisschen lesen, aber aufgrund des miesen Wetters eigentlich nur vom Bett aufs Sofa und zurück gewechselt.

02.11.2015 – Baku (0km)

Endlich mal wieder Sonne, seit über einer Woche ist es grau in grau, was die Wartezeit noch unerträglicher macht. Das wurde genutzt um noch einmal ein bisschen durch die Stadt zu laufen. Die Kinos abklappern und schauen ob vielleicht irgendwo in einem der vielen ein englischer Film läuft. Leider ohne Erfolg, trotz internationalem Filmfestival. Nur ein englischer Film Ende dieser Woche, der auch schon ausverkauft ist und wo wir dann aber hoffentlich nicht mehr hier sein werden.

eine Bar in Baku
eine Bar in Baku
Heydar Aliyev Center
Heydar Aliyev Center

03.11.2015 – Baku (0km)

Warten und nichts tun.

04.11.2015 – Baku (0km)

Warten und nichts tun. Eine aufkommende Erkältung hat mich ins Bett gezwungen, also eigentlich nicht schlimm dass man nicht weiter kommt.

05.11.2015 – Baku (0km)

Warten und nichts tun. Naja, einmal sind wir noch auf der Botschaft vorbei gewackelt. Und heute kam dieser lustige Inder doch tatsächlich auf die Idee uns mitzuteilen dass wir ja eigentlich weiter fahren können. Wenn er die Bestätigung zur Visumsfreigabe aus Delhi bekommt, dann kann er die auch in den Iran auf die jeweilige Vertretung schicken und wir würden dort unser Visum bekommen, gggrrr. Naja, das wollten wir dann doch gegenprüfen, aber bevor wir hier noch länger festhängen. Notfalls beantragen wir ein neues Visum und erzählen denen nichts mehr davon dass wir mit dem Motorrad kommen. War ein kleiner taktischer Fehler, aber da müssen wir jetzt durch.

06.11.2015 – Baku (0km)

Warten und nichts tun.

07.11.2015 – Baku (0km)

Warten und nichts tun. Am Abend ging es dann zur Abwechslung des tristen Alltags mal noch ins Kino. Der einzige englischsprachige Film "Black Mass" lief im IMAX in den Flame Towers. Der Weg dort hin war anstrengend und vielleicht nicht ganz die optimale Entscheidung den Berg hoch zu schnaufen wo ich doch so halb krank bin. Aber bis Dienstag ist das wieder gut. Wir fahren definitiv weiter - Schnauze voll vom warten.

08.11.2015 – Baku (0km)

Warten und nichts tun.

09.11.2015 – Baku (0km)

Ein letzter Versuch auf der indischen Botschaft. Aber das war wohl nichts. Nun denn, hoffen wir dass das klappt so wie er das vorgeschlagen hat und wir das Visum tatsächlich in Teheran abholen können.

10.11.2015 – Baku bis Astara / Iran (325km)

Endlich wieder Mobbed fahren. Der Wecker klingelte um acht. Ich bin aber mal wieder vorher wach gewesen und hab vor mich hin geguckt. Aufgestanden und die Reste aus dem Kühlschrank zum Frühstück verputzt. Geplante Abfahrt zwischen zehn und elf. Naja, um kurz nach neun war eigentlich alles gepackt, also los. Der vom Wetterbericht versprochene Regen blieb zunächst aus, aber kurz nach dem ersten Tankstopp war es dann doch soweit. Gobustan, historische Stätte mit drei Felszeichnungen, Nationalpark und Schlammvulkan haben wir aufgrund dessen dann rechts liegen lassen, links war das Meer. Eine auf der Karte als kleine weiße gekennzeichnete Straße sollte das heutige Kontrastprogramm zum sturen geradeaus fahren sein. Aber als wir gesehen haben was das für eine Straße war, nämlich Schlamm pur, haben wir uns dann doch für den Highway entschieden. Da es so gut lief haben wir beschlossen keinen Zwischenstopp mehr in Aserbaidschan einzulegen, sondern gleich in den Iran zu fahren. An der Grenze angekommen durften wir uns zum Ausreisen mit den bislang unfähigsten Grenzbeamten die mir je begegnet sind diskutieren warum wir denn die Motorradversicherung denn jetzt nur für drei Tage abgeschlossen hatten, das geht so nicht. Nach langem hin und her wurden wir dann weiter geleitet an jemand kompetenten, der uns wie bei Einreise angekündigt, 20 Manat abgeknöpft hat und fertig war das Theater. Noch schnell den Ausreisestempel abholen und weiter zum iranischen Posten. Das Carnet wurde uns förmlich aus den Händen gerissen und weg war es. Die Stempel für das Visum innerhalb von fünf Minuten erledigt, Kofferkontrolle nach zwei Minuten erledigt. Wo ist das Carnet? Tja, wohlwissend ob der Zeit wollten uns da ein paar Leute was gutes tun und sind damit zum Transit gerannt, was nen knapper Kilometer weiter weg war. Aber wir waren fünf Minuten zu spät. So ein Mist, blöden Aserbaidschanen, wird mir immer unsympathischer das Volk. Naja, die selben wo uns mit dem Carnet unterstützt haben, haben uns auch 500m nach dem Transitbereich ein günstiges Hotel gezeigt und gesagt dass sie uns morgen früh um kurz vor halb neun abholen werden. Die Mobbeds stehen unter Polizeischutz unter Dach noch dort. Ich bin gespannt. Hach, was ist das schön, endlich wieder Mobbed fahren.

Die letzten drei Wochen ist ja nicht viel passiert, drum ziehe ich mein Fazit aus den letzten Wochen seit wir in die Türkei gefahren sind einfach mal vor.

sieht man leider mittlerweile sehr häufig in der Türkei, das Navi kennt noch Kurven, aber da sind keine mehr, und es besteht auch keine Chance auf die alten Straßen auszuweichen
sieht man leider mittlerweile sehr häufig in der Türkei, das Navi kennt noch Kurven, aber da sind keine mehr, und es besteht auch keine Chance auf die alten Straßen auszuweichen

Die Türkei ist toll, ohne Zweifel, aber selbst wenn man es auf kleine und kleinste Straßen abgesehen hat ist eine Tourplanung äußerst schwieirig. Überall fressen sich die Maulwürfe aus der Komatsu -und Hitachi-Familien durch die Berge und bügeln jede noch so kleine Kurve aus. Wenn man sich auf einer sehr aktuellen Karte an die kleinen weißen Sträßchen hält und dann doch auf einer vierspurigen Straße landet ist das manchmal mehr als verwirrend. Oft findet man auch völlig sinnlos mitten im nirgendwo eine 20m breite Straße für zehn bis fünfzehn Kilometer, aber Autos sucht man auf dr Zufahrt und Abfahrt zu diesen Abschnitten vergeblich. Wer in die Türkei will und noch etwas erleben will, der sollte sich beeilen, denn auch die kleinen Straßen sind vom Bauwahnsinn nicht verschont und werden in rasantem Tempo begradigt und somit fallen auch einige wunderschöne Schotterstrecken dem ganzen zum Opfer.

Schotter gibt es noch genug, wir mussten sogar das ein oder andere mal umkehren weil ein Durchkommen mit der schweren Reisemaschine nicht möglich war, und wohl auch einige Crosser nicht mehr weiter wollen
Schotter gibt es noch genug, wir mussten sogar das ein oder andere mal umkehren weil ein Durchkommen mit der schweren Reisemaschine nicht möglich war, und wohl auch einige Crosser nicht mehr weiter wollen

Wenn man von der Türkei nach Georgien fährt meint man in einer anderen Welt zu sein. Die Straßen, eben und glatt, bieten Grip ohne Ende und man verfällt schnell in heimischen „Highspeed-Modus“. Vorsicht ist aber auf alle Fälle geboten, denn so gut der Asphalt auf weiten Kilometern durchs Land ist, so schnell kann man auch mal wieder 100m mit den Schlaglöchern der übelsten Sorte erwischen. Da hat es mich mal ganz böse durchgeschüttelt, aber ich bin aufrecht geblieben. Und ein Trost für alle Schotterfreaks. Schotter gibt es noch genug, auch nicht immer ganz anspruchslos, obwohl es dort zu touristischen Zielen geht, aber die Prioritäten scheinen in Georgien andere zu sein.

Weiter nach Aserbaidschan. Es wird öde, und zwar richtig. Aufgrund der notwendigen Visabeschaffung hat uns unser Weg in diese Richtung geführt auch wenn uns nahegelegt wurde doch lieber durch Armenien zu fahren. Tja, wer nicht hören will muss geradeaus fahren. Dort wo es kurvig werden könnte kloppen sich seit Jahren die Armenier mit den Aserbaidschanern und diese Gegend zu befahren kann schnell im Kugelhagel enden. Lieber nicht. Ein paar andere Reisende welche wir getroffen haben waren mit meiner Einschätzung über das Land nicht ganz einverstanden, aber könnte auch daran liegen dass die beim durchqueren besseres Wetter hatten und entsprechend auch super schöne Ausblicke in die Berge genießen konnten. Aber in einem stimmen alle überein - Drecks Köter!

Nächstes Mal versuche ich mich in Armenien.

So, und jetzt sind wir fast durch, noch einmal rund 320km durch Aserbaidschan und wir sind im Iran. Knapp zehn Wochen bin ich jetzt unterwegs, wobei man die letzten drei die ich hier in Baku festhänge ja kaum zählen kann. Knapp 12.000km bin ich seither gefahren und freue mich auf die nächsten 12.000km - The long way Down-Under.