2015 - Iran und Vereinigte Arrabische Emirate

Europa liegt nun endgültig hinter uns. Auch wenn manche den Kaukasus schon zu Asien zählen, ist er in manchen Quellen doch noch zu Europa gezählt. Wir werden sehen was "das schönste Land auf Erden" wie es uns die letzten Tage oft angepriesen wurde für uns bereit hält.

Also wünsche ich weiterhin viel Spaß beim lesen. Und wie immer sind Kommentare und Anregungen herzlich willkommen.

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Und weil es so schön war, der letzte Tag von Türkei und Kaukasus auch hier nochmal zur Einstimmung.

10.11.2015 – Baku bis Astara / Iran (325km)

Endlich wieder Mobbed fahren. Der Wecker klingelte um acht. Ich bin aber mal wieder vorher wach gewesen und hab vor mich hin geguckt. Aufgestanden und die Reste aus dem Kühlschrank zum Frühstück verputzt. Geplante Abfahrt zwischen zehn und elf. Naja, um kurz nach neun war eigentlich alles gepackt, also los. Der vom Wetterbericht versprochene Regen blieb zunächst aus, aber kurz nach dem ersten Tankstopp war es dann doch soweit. Gobustan, historische Stätte mit drei Felszeichnungen, Nationalpark und Schlammvulkan haben wir aufgrund dessen dann rechts liegen lassen, links war das Meer. Eine auf der Karte als kleine weiße gekennzeichnete Straße sollte das heutige Kontrastprogramm zum sturen geradeaus fahren sein. Aber als wir gesehen haben was das für eine Straße war, nämlich Schlamm pur, haben wir uns dann doch für den Highway entschieden. Da es so gut lief haben wir beschlossen keinen Zwischenstopp mehr in Aserbaidschan einzulegen, sondern gleich in den Iran zu fahren. An der Grenze angekommen durften wir uns zum Ausreisen mit den bislang unfähigsten Grenzbeamten die mir je begegnet sind diskutieren warum wir denn die Motorradversicherung denn jetzt nur für drei Tage abgeschlossen hatten, das geht so nicht. Nach langem hin und her wurden wir dann weiter geleitet an jemand kompetenten, der uns wie bei Einreise angekündigt, 20 Manat abgeknöpft hat und fertig war das Theater. Noch schnell den Ausreisestempel abholen und weiter zum iranischen Posten. Das Carnet wurde uns förmlich aus den Händen gerissen und weg war es. Die Stempel für das Visum innerhalb von fünf Minuten erledigt, Kofferkontrolle nach zwei Minuten erledigt. Wo ist das Carnet? Tja, wohlwissend ob der Zeit wollten uns da ein paar Leute was gutes tun und sind damit zum Transit gerannt, was nen knapper Kilometer weiter weg war. Aber wir waren fünf Minuten zu spät. So ein Mist, blöden Aserbaidschanen, wird mir immer unsympathischer das Volk. Naja, die selben wo uns mit dem Carnet unterstützt haben, haben uns auch 500m nach dem Transitbereich ein günstiges Hotel gezeigt und gesagt dass sie uns morgen früh um kurz vor halb neun abholen werden. Die Mobbeds stehen unter Polizeischutz unter Dach noch dort. Ich bin gespannt. Hach, was ist das schön, endlich wieder Mobbed fahren.

11.11.2015 – Astara bis Fuman (253km)

Faschingsanfang, yepee, gut dass ich nicht daheim bin und mir diese Zeit komplett sparen kann. Aber egal, um kurz nach neun Uhr morgens hatten wir unser Carnet fertig gestempelt und los ging es. Erstmal nach Süden entlang dem kaspischen Meer bevor wir dann ins Landesinnere abdrehen wollten. Also wir haben schon abgedreht, und sind bei 28 Meter unter dem Meer gestartet und gestrandet im Wahrsten Sinne des Wortes auf 2.350 Meter. Heftige Sturmböen haben es angedeutet, und

prima Einstand in den Iran (Bild geklaut von Samy)
prima Einstand in den Iran (Bild geklaut von Samy)

die Wolken die dann den Bergkamm zierten ließen nichts gutes verheißen. Aber das wird schon gehen. Es ging, ganze 200 Meter weit. Um die erste Kurve kam das Eis, nach der nächsten Kurve kam der Sturm. Ich habe schon einige Sturmfahrten erlebt. Auf Neuseeland, durch die Catlins, 50km Schräglage vom allerfeinsten um dem Wind wenigstens etwas entgegen zu setzen. Oder damals in Kroatien, als wir einen Schlagbaum „übersehen“ haben und trotz Bura die Küstenstraße gefahren sind. Aber das war alles Kindergarten zu dem was wir da in den Bergen hatten. Die vermeintlich gute Spur ohne Eis war nur von kurzer Dauer und nur unter großer Anstrengung zu halten. Tja, dann kam das Eis, und in Kombination mit dem Wind blieb mal wieder nur die Extremschräglage. Aufstellen? Keine Chance! Der Wind war zu stark und auf dem Eis war keinerlei Halt zu finden. Erst mit einem LKW als Windschutz gelang es uns zu viert die Mühle wieder in die Senkrechte zu bringen. Wenden und schnell zurück. Das war nur die erste Passhöhe, und wir waren noch nicht oben. Auf dem Rückweg noch kurz was zu Mittag gegessen und dann weiter entlang der Küste nach Süden. Aufgrund meiner nach wie vor leicht angeschlagenen Gesundheit wurde es dann abends wieder ein Hotel, und die gefluteten Reisfelder waren auch ein denkbar ungünstiger Zeltplatz.

12.11.2015 – Fuman bis Miyaneh (391km)

Fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn, ist ja nicht unbedingt das Ziel, trotzdem haben wir es heute geschafft auf selbiger zu landen. Gut nach 3km kam die Mautstation wo wir wenden konnten um dann parallel die alte Bundesstraße zu fahren, die

kurz nach Darram (nördlich Abbar)
kurz nach Darram (nördlich Abbar)

sich schön an die Berge gelegt durch das Flusstal geschlängelt hat und nicht so grausam gerade war wie zum Beispiel die Küstenstraße oder eben die Autobahn. Dann sind wir irgendwann abgedreht nach Nordwesten. Dahin wo wir gestern schon hin wollten. Östlich von uns haben wir ständig die in den Wolken hängenden bis weit unten zugeschneiten Berge gesehen welche uns gestern nicht passieren lassen wollten, und wir konnten auf meist kleinen Straßen mit Kurven und Schotter das Land erkunden. Ein letzter Pass noch bevor wir uns ein Plätzchen suchten. Und oben auf knapp 2.000m wieder ein unglaublicher Sturm, der das fahren extrem schwer gemacht hat. Eigentlich war es auch viel zu weit, ob das am Entzug liegt?

13.11.2015 – Miyaneh bis Urmia (322km)

Ich glaub es hatte gefroren in der Nacht, also gleich noch eine Lage mehr angezogen. Nach einem schnellen Frühstück ging es los. Diesmal wollten wir nicht ganz so weit fahren, und sowieso gemütlich ohne große Anstrengung oder übler Schotteretappen. Und mit jedem Kilometer habe ich mich wirklich als im Iran angekommen gefühlt. Die Landschaft um mich

yepee, wir sind die ersten auf der Fähre am Urmia Salzsee
yepee, wir sind die ersten auf der Fähre am Urmia Salzsee

herum genau so wie ich mir das vorgestellt hatte. Sanfte schwach bewachsene Hügel, wechseln sich ab mit schroffen Felsen die bis ins Flusstal hinab reichen. Am Fluss selbst immer wieder ein paar Bäume und dazwischen schlängelt sich die Straße. Ich war total begeistert. Allerdings, je weiter wir fuhren desto höher und somit kälter wurde es. Kurz vor Tabriz dann auf knapp 2.000 m Höhe wieder ein eiskalter Wind und ich war froh dass es wieder abwärts ging. Auch wenn nicht sonderlich weit. Bei 1.300 m war dann Schluss, der Urmia See liegt auf der Höhe. Ein Salzsee, der gerade mal wieder ein sinkendes Level hat. Und da wir recht früh in der Zeit lagen gab es doch noch eine kleine Schotteretappe, alternativ wäre umdrehen und Hauptstraße fahren, nö nö, umdrehen nur im äußersten Notfall, also Eis auf der Straße. Und dann war es auch fast geschafft, noch 30km bis Urmia. Feierabend. Ein super Tag war das wieder.

14.11.2015 – Urmia bis Dandi (408km)

Nach dem Frühstück hieß es dick einpacken. Es war frisch und es ging erstmal auf der Hauptstraße zügig vorwärts entlang des Urmia-Lake. Da wir am Sonntagabend in Teheran sein wollen ist das aber gar nicht verkehrt. Immer wieder kleine Straßen um etwas Abwechslung zu den großen Hauptstraßen zu bekommen. Während der Mittagspause wurden wir dann noch auf 

UNESCO-Stätte Takht-e Soleyman
UNESCO-Stätte Takht-e Soleyman

eine UNESCO-Stätte in etwas anderer Richtung aufmerksam gemacht, was natürlich dann auch prompt angenommen wurde. So kam es dass wir um vier Uhr mittags, eine Stunde vor Sonnenuntergang noch am Takt-e Soleyman gestanden sind. Eine riesige Anlage, mit großem Badesee, der von einer warmen Quelle gespeist wird. Schnell weiter bevor es dunkel wird. Und wenn wir vor ein paar Tagen noch auf 2.350m über Meer gescheitert sind, so haben wir heute bis auf 10m die 2.600 geknackt. Ohne Glatteis, dafür mit genialer Aussicht. In Dandi hofften wir auf ein Hotel, denn wir waren immer noch auf über 1.700m und es sollte kalt werden die Nacht. Tja, das mit dem Hotel war nichts also doch das Zelt aufgebaut. Kaum sind die Zelte gestanden war es dunkel, um kurz nach sechs. Noch schnell Abendessen kochen und dann, joa, was dann. Ab in den Schlafsack.

15.11.2015 – Dandi bis Abyek (366km)

Verdammt war das kalt. Das Limit von meinem Schlafsack ist mit -4°C angegeben. Ich glaube da waren wir drunter. Ich hab angezogen was ich gefunden hab und trotzdem die ganze Nacht gefroren. Da konnte auch der feine Sonnenaufgang nicht drüber hinweghelfen. Ein schnelles Frühstück, wieder dick einmummeln und los. Es sollte ein ereignisloser Tag werden mit Ankunft in Teheran. Sollte, ein schönes Wort. Schon nach 30km hat sich das Navi überhaupt nicht mehr ausgekannt und wir sind auf gut Glück zielstrebig in die nicht ganz richtige Richtung gefahren. Nun gut, wir lagen gut in der Zeit, 60km Umweg

scheint Zapfsäulen nur für Motorräder zu geben, auch wenn ich keine Ahnung hab was auf dem Schild steht und ich nur deswegen da hin gefahren bin weil sonst keine Säule frei war
scheint Zapfsäulen nur für Motorräder zu geben, auch wenn ich keine Ahnung hab was auf dem Schild steht und ich nur deswegen da hin gefahren bin weil sonst keine Säule frei war

sind kein Problem. Es lief auch ganz gut, bis etwa 120km vor Teheran. Da hat Samy nen Plattfus gemeldet. Also Platten gerichtet und weiter geht es. Das schaffen wir noch bevor es dunkel wird bis Teheran. Tja, rund 40km später meldet Samy schon wieder Plattfuß. Ähm, was ist denn jetzt los. Ein Blick auf sein Hinterrad offenbarte die Katastrophe. Auf den ersten Blick hab ich zwei gebrochene Speichen ausgemacht. Blöd nur dass die zweite Panne direkt vor einer Kaserne passierte. Es dauerte keine fünf Minuten und wir wurden dezent aufgefordert sofort zu verschwinden. Die Frage nach Hilfe wurde damit beantwortet dass er die Hilfe an seiner Hüfte stecken hat, aber nur ungern davon Gebrauch machen würde. Also schieben, noch drei Kilometer. Aber freundlich wie die Iraner sind, haben sie bis wir die fünf Kilometer bis in die Stadt hatten schon einen Mechaniker aufgetrieben der uns geholfen hat. Reifen flicken, ein paar Straßen weiter wurden Speichen zurecht gebogen und während der Wartezeit wurde wir zu Unmengen Tee eingeladen. Damit aber nicht genug, auch eine Bleibe für die Nacht, inkl. Abendessen und Frühstück haben wir bekommen. Und so ging dann irgendwann spät in der Nacht ein eigentlich ereignisloser Tag zu Ende.

16.11.2015 – Abyek bis Teheran (109km)

Weit war es nicht mehr bis Teheran, trotzdem sollten wir ein paar Stunden dafür brauchen. Wen wundert es wenn man in die Nähe einer 14 Millionen Einwohner zählenden Metropole gelangt. Und unser Hostel lag natürlich fast am anderen Ende derselben. Aber kurz vor Mittag haben wir auch das geschafft und haben uns gleich an die Organisation für das Pakistan-Visum gemacht. Der „letter of Invitation“ fehlt uns noch, sollte eigentlich mit einer kurzen Mail erledigt sein. Aber mal wieder ein sollte. Die Überweisung hat nicht funktioniert und so ging da irgendwie der ganze Nachmittag drauf, so ein Mist, und ohne Geld kein LOI.

17.11.2015 – Teheran (0km)

Die Überweisung muss doch machbar sein irgendwie. Aber es scheint ein extrem kompliziertes Unterfangen zu sein mit der Online-Überweisung von Western Union. Letztlich hat es wieder nicht funktioniert, und wir sind ohne „letter of invitation“ losgezogen. Aber die endlosen Versuche am Morgen hatte nur zur Folge dass die Visastelle von Pakistan bereits geschlossen war. Und auf der indischen Visastelle konnte uns nicht weiter geholfen werden und wir wurden an die Botschaft verwiesen um das Gespräch mit dem Botschafter zu suchen.

18.11.2015 – Teheran (0km)

Früh aufstehen und gleich mal auf die Pakistanische Botschaft. Warten, warten, warten. Nach fast drei Stunden durften wir dann zum Vorsprechen. Ihr wollt ein Visum? Prinzipiell kein Problem, aber bitte bringt zuerst das Visum von Indien, sonst 

Teheran vs. Bandar Abbas (1.Liga)
Teheran vs. Bandar Abbas (1.Liga)

können wir nichts machen. Ähm? Was? Hm, naja, hilft ja nichts. Also gleich zur indischen Botschaft, aber aufgrund der langen Wartezeit bei den Pakistanern war da nichts mehr zu machen. Verdammt, schon wieder ein Tag ergebnislos verstrichen. Also langsam können mich die Inder mit ihrem blöden neuen „verbesserten“ System zur Visabearbeitung  an meinem Allerwertesten lecken.

Abends ging es zur Abwechslung dafür zum Sport. Die Iraner sind ziemlich Volleyballverrückt, und warum nicht ein Spiel anschauen, man kann ja sonst nicht wirklich was tun. Und, gekostet hat es auch nichts.

19.11.2015 – Teheran (0km)

Erneut früh aufstehen um pünktlich bei den Indern vorsprechen zu können. Das Ergebnis war, dass sie mit dem beantragten Visum aus Aserbaidschan nichts anfangen können, entgegen der Aussage die wir dort auf der Botschaft bekommen haben. Also den laufenden Prozess stoppen irgendwie und dann neu beantragen im Iran. Nur blöd dass jetzt erstmal Wochenende ist und bis Sonntag nichts passiert. Ich mag bald nicht mehr nach Indien, die spinnen doch. Immerhin war das Wetter heute top, und so sind wir noch zum Azadi-Platz gefahren und haben uns mal das prima Denkmal angeschaut. Die Gesamtaussicht mit den schneebedeckten Bergen war genial, das Denkmal allein, naja, gibt schlimmeres, aber auch deutlich beeindruckenderes. Zurück im Hostel dann den ganzen Papierkram erledigt, dass wenigstens wir unsere Hausaufgaben gemacht haben, immerhin kann man sich online für das Visum bewerben. Morgen nochmal Kultur oder Sightsseing und am Samstag wieder Mobbed fahren. Das schöne Wetter muss man doch ausnutzen.

Azadi-Platz
Azadi-Platz

20.11.2015 – Teheran (0km)

Das Wetter war anfangs gar nicht so wie es angekündigt war. Trotzdem wollten wir uns den Kulturtag nicht nehmen lassen. Der erste Weg führte uns in den äußersten Süden Teherans wo wir Imam Khomeini Monument und den Friedhof Behesht-e Zahra angeschaut haben. Auf dem Rückweg gab es einen Zwischenstopp an der ehemaligen US-amerikanischen Botschaft,

an der ehemaligen US-Botschaft, wo 1979 Studenten die 60 Botschaftsmitarbeiter als Geisel genommen haben
an der ehemaligen US-Botschaft, wo 1979 Studenten die 60 Botschaftsmitarbeiter als Geisel genommen haben

wo 1979 Studenten mit der Besetzung der selbigen die Herausgabe ihres ehemaligen Herrschers erzwingen wollten und die Botschaft für 444 Tage besetzt hielten. Einer dieser Studenten war besagter Khomeini, dessen Grabmonument wir Stunden vorher besucht hatten. Weiter ging es in den äußersten Norden Teherans, wir wollten uns dort noch den Steinpark anschauen und die Aussicht über Teheran genießen, aber gefunden haben wir den nicht, die Beschreibung im Reiseführer war einfach nichts. Taxi ist ausgeschieden wegen Verkehr und die Leute die wir gefragt haben konnten uns auch nicht wirklich weiter helfen. Also zu Fuß die rund 8km bergab zurück zum Hostel. Quer durch den Mellat-Park, Teherans größter Park und nach vielen Stunden auf den Beinen waren wir zurück und haben angefangen unsere Sachen zu packen und vorzubereiten. Morgen geht es weiter. Noch einmal nach Norden, dann geht es nur noch Süden, und hoffentlich wieder angenehmere Temperaturen.

21.11.2015 – Teheran bis Abbas Abad (388km)

So, weiter geht’s im fröhlichen frieren, äh, fahren. Aber frisch sollte es doch nochmal werden, schließlich wollen wir nochmal über die Berge rüber ans Kaspische Meer und da geht es nochmal ordentlich nach oben. Aber da uns die Inder ja in Baku so lange aufgehalten hatten waren wir natürlich jetzt eindeutig zu spät dran als dass wir immer das beste Wetter genießen

auf 2.675m in Shemshak haben paar LKW LAdung verloren, Pech gehabt - DIESESMAL
auf 2.675m in Shemshak haben paar LKW LAdung verloren, Pech gehabt - DIESESMAL

 könnten. Klar die Sonne hat geschienen, aber auf dem bislang höchsten Punkt unserer Reise auf 2.675m war dann trotzdem Schluss und die Straße für den Winter blockiert. Es wären wohl nochmal fast 500 Höhenmeter gewesen. Jetzt kam der etwas ungünstige Teil, 60km wieder zurück, durch ganz Teheran durch und dann die Bundesstraße über den Pass nehmen. Auch hier ging es auf über 2.600m nach oben und das Tal lag halb im Schatten weswegen es dann doch richtig frisch wurde und ich leider auf das fotografieren verzichtet habe. Erst bei der Abfahrt gab es wieder ein paar Fotos, es war einfach zu genial als dass man hier ohne es festzuhalten durchgerauscht wäre. In Abbas Abad sind wir dann bei einem Reisenden untergekommen welchen wir in Tiflis vor ein paar Wochen getroffen haben, und hatten einen super tollen Abend.

22.11.2015 – Abbas Abad (0km)

Autsch, mein Kopf, da hab ich wohl was Falsches getrunken gestern Abend, und davon auch noch zu viel. Aber wenigstens bin ich nicht erblindet, wie man das vom Selbstgebrannten gerne behauptet. Aber mittags um zwei war ich wieder einigermaßen zu etwas zu gebrauchen, da es aber um fünf sehr schnell dunkel wird, haben wir den Tag doch lieber ohne fahrerische Leistung verbracht.

23.11.2015 – Abbas Abad bis Semnan (364km)

Yep, fit bin ich wieder, im Vergleich zu gestern. Also kann es los gehen. Entlang der Küstenlinie war es etwas fad um es harmlos auszudrücken, wobei die gelegentliche Blicke aufs Meer immer noch schöner waren wie in Aserbaidschan. Oh man,

die Nordrampe zum Guduk-Pass, man beachte die Löcher rechts im Berg, wenn die Schweizer angeben was sie für tolle Tunnels bauen können, dann sollen sie sich das mal anschauen und staunen lernen
die Nordrampe zum Guduk-Pass, man beachte die Löcher rechts im Berg, wenn die Schweizer angeben was sie für tolle Tunnels bauen können, dann sollen sie sich das mal anschauen und staunen lernen

das verfolgt mich, das bisher schrecklichste Land das ich je besucht habe. Dann ging es aber doch wieder in die Berge, klar, irgendwie müssen wir ja wieder rüber um in die Wüste zu gelangen. Und jetzt wurde es wieder traumhaft. Alle fünf Kilometer angehalten um Fotos zu machen, und ich glaub ich werde nur ganz wenige davon tatsächlich wieder löschen. Ich bin immer mehr begeistert von diesem wunderschönen Land. Und natürlich auch von den wunderbar netten Leuten. Hach, ich habe mich verliebt. Über Couchsurfing haben wir unsere nächste Bleibe für die Nacht gefunden und hatten da auch noch eine feine aber nicht ganz einfache Wanderung in den Bergen von Semnan, denn die Wege wurden teilweise nur vom fast vollen Mond beschienen.

24.11.2015 – Semnan bis Damghan (240km)

Nach einem leckeren Frühstück sollte es nun endlich in die Wüste gehen. Ach, ich find den Konjunktiv schon toll. Sollte. Wir sind gestartet, haben sogar fast 5km geschafft bis wir von der Polizei angehalten wurden. Einfach mal so, endlich bestätigen 

prächtiges Farbenspiel in der Kavir-Wüste kurz bevor wir vom Militär zurück geschickt wurden, gut dass ich keine Fotos gemacht hab
prächtiges Farbenspiel in der Kavir-Wüste kurz bevor wir vom Militär zurück geschickt wurden, gut dass ich keine Fotos gemacht hab

sich die Gerüchte die wir gehört hatten, dass man nur angehalten wird weil Touristen so selten sind und man gerne fragt wo man her kommt. Aber nach ein paar Minuten ging es weiter. Und die ersten Wüstenkilometer sind natürlich schon was besonderes und wir haben den ein oder anderen Stopp eingelegt. Und nach 40km war dann erstmal Schluss. Militär! Hm, sollte ja kein Problem sein. Konjunktiv mal wieder. Die Kontrollposten meinten dass wäre kein Problem, bis deren Chef kam. Mit dem ging es dann zurück nach Semnan in die Zentrale Kaserne. Viele Fragen und knapp drei Stunden später durften wir dann aber doch noch weiter fahren, die geplante Wüstenetappe war zwar dahin und so wie geplant nicht mehr machbar, aber wir haben doch noch eine schöne Route gefunden um morgen den Einstieg in die Wüste von anderer Stelle erneut zu versuchen. Wenigstens sagt der Wetterbericht weiterhin Sonne satt voraus.

25.11.2015 – Damghan bis Qom (398km)

So, heute geht es in die Wüste. Deswegen früh aufstehen. Fürs Frühstück und Mittagessen hatten wir gestern schon eingekauft und um kurz nach acht saßen wir auf dem Mobbed. Und sind wieder abgestiegen. Die Honda schwächelt schon wieder. Diesmal die Batterie. Also anschieben. Prima, ist uns wenigstens nicht mehr kalt wenn es los geht. Aber

Highway auf iranisch, antlang der Wüstenautobahn zwischen Garmsar und Qom, bei genauem hinsehen sieht man nochmal die beiden höchsten Gipfel des Iran im Dunst am Horizont
Highway auf iranisch, antlang der Wüstenautobahn zwischen Garmsar und Qom, bei genauem hinsehen sieht man nochmal die beiden höchsten Gipfel des Iran im Dunst am Horizont

anschieben ging auch nichts. Nach einem ersten Versuch des überbrücken hieß es warten auf den Zweiradmechaniker der seine Werkstatt ums Eck hat. Der kam aber nicht, und so hab ich darauf bestanden nochmal ein Auto anzuhalten um noch einmal zu überbrücken. Und läuft. Also los. Kaum bei den Mobbeds kam ein Polizist und meinte wir sollen bitte mitkommen. Hm, was ist denn jetzt schon wieder. Nun denn, nach ein wenig hin und her war klar, dass wir wieder nicht in die Wüste dürfen – „protected area“, nur mit Sondergenehmigung aus Teheran. Was? Davon hab ich noch nie gehört, und auch einheimische haben davon noch nichts gehört. Nun denn. Was bleibt uns anderes übrig als umdisponieren. Auf nach Esfahan. Also zumindest die Richtung einschlagen, schaffen tun wir das heute nicht mehr, es war nun auch schon deutlich nach elf Uhr. Kurz vor unserem geplanten Ziel, sollten wir nochmal bei der Polizei fragen ob wir die Autobahn nehmen dürfen, da normalerweise für Motorräder verboten. Das hat dann in einer Polizeieskorte mit Tempo 120 bis zur Autobahnauffahrt geendet. Und so sind wir doch noch zur Wüste gekommen – Wüstenautobahn, sehr spannend. Dafür haben wir 80km Umweg gespart und erreichen sicher morgen Esfahan, also vielleicht sicher.

26.11.2015 – Qom bis Esfahan (384km)

Nach einem guten Frühstück ging es frisch gestärkt los. Die ersten hundert Kilometer alternativlos geradeaus, wie langweilig. Aber dann ging es wieder nach oben. Von der östlich gelegenen Kavir-Wüste auf ca. 800m ging es in rund 40km wieder deutlich auf über 2.500m. Und so kam es, dass wir ganz unerwartet den höchsten Punkt unserer Reise erneut getoppt haben

kurz vor Kashan mal kurz erholt vom vielen geradeaus fahren
kurz vor Kashan mal kurz erholt vom vielen geradeaus fahren

um dann von 2.734m die Aussicht genießen zu können. Auf dem Weg nach unten wollte ich dann mal wieder etwas Abwechslung reinbringen und bin einfach mal abgebogen. Da sind Wege, also kann man da fahren. Die Ausblicke die sich boten waren genial und die Schottersträßchen leicht zu handeln. Meymeh dann der nächste Tankstopp und Mittagessen kaufen. Beim Vespern dann die Überlegung was wir noch machen. Wir lagen gut in der Zeit was einen weiteren Umweg durchaus rechtfertigen würde. Gesagt getan. Noch einmal abgedreht um kurz darauf auf der nächsten Schotterpiste gelandet. Das Navi hat sich dann zwar nicht mehr ausgekannt, aber da die Piste als gut und häufig befahren aussah, wollten wir es versuchen. 40km, entlang einer Pipeline hat es gedauert bis wir wieder festen Boden unter den Rädern hatten. Noch 80km bis Esfahan. Schon wieder so eine Monsteretappe, aber Spaß hat es gemacht. In Esfahan gab es dann von der Gastfamilie noch einen ersten Stadtrundgang zu den Brücken und zum großen Basar. Nach einem lecker Abendessen und einer Shisha war dann aber auch wirklich gut für heute.

zwischen Qamsar und Meymeh auf knapp 2.700m ein bisschen schottern gewesen
zwischen Qamsar und Meymeh auf knapp 2.700m ein bisschen schottern gewesen

27.11.2015 – Esfahan (0km)

Die schönste Stadt des Landes wollen wir uns heute mal anschauen. Aber weiter wie bis ins armenische Viertel sind wir nicht gekommen. Unsere Gastfamilie hat zum Barbeque geladen in ihrem Schrebergarten etwas außerhalb. Danach haben wir nochmal Zeit. Aber aus dem Mittagessen wurde ein frühes Abendessen und so kam es dass  der Kulturpart etwas kleiner ausfiel als gedacht. Aber da sich die Sonne hinter Hochnebel versteckt hat, war das gar nicht weiter tragisch. Nach dem Essen sind wir noch auf den Hausberg gefahren um uns Esfahan von oben und bei Nacht anzuschauen. Also wenn es nicht schon wieder unter dem Gefrierpunkt gewesen wäre, hätte ich das bestimmt mehr genießen können.

28.11.2015 – Esfahan (0km)

So, heute dann der nächste Versuch mit Kultur. Da Samy gestern Abend nochmal weg war, blieb das an mir hängen. Aber war auch ok, kann ich tun und machen was ich will. Zuerst ging es nochmal zu den alten Brücken. Und als Tourist fällt man halt immer auf und so kam es dass ich immer jemanden zum plaudern hatte. Das lustige war, so im Nachhinein betrachtet, es waren heute sehr viele Leute dabei die mal in Deutschland gelebt haben und wir uns auf deutsch unterhalten konnten.

die Chadschu-Brücke aus dem frühen 17ten Jahrhundert ist in meinen Augen die schönste
die Chadschu-Brücke aus dem frühen 17ten Jahrhundert ist in meinen Augen die schönste

Nachdem ich ausgiebig um die Brücken rum gerannt bin und fleißig fotografiert hab, ging es weiter zum Meydan-e Imam. Dem größten Platz der Stadt und seit dem frühen 17ten Jahrhundert Herrscherresidenz. Den Palast mit seinen vielen verschiedenen Baustilen bewundert und einmal ringsherum. Die beiden Moscheen und natürlich den alten Basar am Nordtor. Zum Mittagessen konnte man sich dort am Basar natürlich das beste aussuchen, und auch hier fand ich einen Gesprächspartner der in Heidelberg deutsch studiert hat. Sehr amüsant. Aber irgendwann werden die Beine schwer, und nach sechs Stunden zu Fuß unterwegs habe ich mich langsam wieder auf den Rückweg gemacht. Schnell duschen, die Fotoausbeute des Tages gleich beschriften dass man auf Stand ist, und dann ist eigentlich schon wieder Zeit fürs Bett. Schließlich wollen wir morgen wieder Motorrad fahren.

29.11.2015 – Esfahan bis Anarak (274km)

Nach einem erneut sehr leckeren Frühstück und herzlichen Verabschiedungen von der Gastfamilie ging es endlich wieder los. Ein kleines Dorf im Nirgendwo soll sehr sehenswert sein, aber irgendwie, naja, die Geschmäcker sind verschieden. Dennoch konnte ich mich so schonmal auf die Wüste einstimmen, denn das Dorf lag mitten drin. Noch einmal durch ein kleiners Städtchen gekämpft und wir waren endgültig in der Wüste angekommen. Weg von jeglicher Zivilisation sind wir in einer alten Karavanserei untergekommen. Noch schnell ein paar Hügel am Ortsrand erklommen und den Sonnenuntergang genossen bevor ich mich nach einem leckeren und mehr als reichhaltigen Abendessen im Bett verkrochen habe.

auf den Hügeln hinter Anarak, mein erster Stopp in der Wüste
auf den Hügeln hinter Anarak, mein erster Stopp in der Wüste

30.11.2015 – Anarak bis Tabas (357km)

Früh wollte ich los, da mal wieder eine längere Etappe geplant war, mit vermutlich unendlichen Fotostopps. Aber da der Hotelier nicht wach wurde, gab es halt doch erst nach acht Frühstück. Naja, kann man nichts machen. Das Licht war fantastisch mit der Morgensonne, leider hat das etwas nachgelassen als mich der Weg weiter nach unten in die Ebene

auf dem Salzsee zwischen Khoor und Tabas
auf dem Salzsee zwischen Khoor und Tabas

geführt hat. Kurz vor Mittag kamen dann die ersten Salzseen in Sicht, und die Szenerie wechselte von bergig auf weit und noch weiter. Nach Khor ging es dann ein bisschen geradeaus. Also die größte Biegung war wohl die Erdkrümmung auf den rund 130km. Deswegen habe ich dann doch mal die Straße verlassen und mich ein paar Meter auf einem Salzsee fortbewegt und dort auch zu Mittag gegessen. So in der prallen Sonne wurde es dann doch ganz schön warm und es ging schnell weiter. Es wurde etwas sandiger und aus der Salzwüste wurde eine Sandwüste. Endlich wieder Kurven und die Szenerie änderte sich erneut. Faszination Wüste. Noch vierzig Kilometer bis Tabas, fast geschafft. Und nach vielen Fotostopps habe ich auch diese Etappe geschafft. Ein Gartenarrangement, welches die UNESCO in seine Liste aufgenommen hat, war mir noch ein kurzer Besuch wert und dann war es auch schon dunkel. Noch etwas kochen, Nudeln hatte ich schon ein paar Tage nicht mehr. Ich bin auf der Rückseite der Landkarte angekommen, nach über 4.000km im Iran.

01.12.2015 – Tabas bis Yazd (378km)

Noch einmal quer durch die südlichen Ausläufer der Kavir-Wüste, zurück in die Zivilisation, so der Plan für heute. Kaum aus 

ob es der orginale Hubschrauber ist der bei der Berfreiungsaktion zu Schaden kam? Wer weiß, die Schilder waren alle nur auf Farsi, welches ich noch nicht beherrsche, und der Stacheldraht drumrum war dann doch nicht geeignet näher heranzukommen
ob es der orginale Hubschrauber ist der bei der Berfreiungsaktion zu Schaden kam? Wer weiß, die Schilder waren alle nur auf Farsi, welches ich noch nicht beherrsche, und der Stacheldraht drumrum war dann doch nicht geeignet näher heranzukommen

dem Talkessel meiner Herbergsstadt Tabas änderte sich die Szenerie erneut. War gestern Salz und weißer und gelber Sand dominierend, so war es heute auf der Hochebene eher schwarzes Schiefergestein oder schwarzer Sand. Mitten in der Wüste standen dann auf einmal zwei Hubschrauberwracks was zu einem kurzen Fotostopp einlud. Wie sich später herausstellte müsste das die Stelle gewesen sein, wo seinerzeit die Amerikaner zwischengelandet sind beim Befreiungsversuch ihrer Botschaft. Als ein Helikopter aber mit einer Hercules kollidierte wurde die Mission abgebrochen. Einige Fotostopps später, aber doch erledigt bin ich in Yazd angekommen. Die Suche nach einem Briefkasten für die mal wieder geschriebenen Postkarten endete in einem fast zweistündigen Marsch durch die Stadt. Kultur ist diesmal ausgefallen, obwohl Yazd zu den ältesten Städten des Iran zählt.

02.12.2015 – Yazd bis Haji Abad (553km)

Nach einiger Überlegung habe ich den Entschluss gefasst direkt nach Bandar Abbas zu fahren und weitere Kultur in zum Beispiel Shiraz ausfallen zu lassen. Ich möchte unbedingt noch einmal nach Norden fliegen bevor ich den Iran verlasse. Für

Sandsturm im Anmarsch kurz nach Sirjan auf der Hochebene
Sandsturm im Anmarsch kurz nach Sirjan auf der Hochebene

die Streckenauswahl hatte ich drei Möglichkeiten. Geradeaus über Kerman nach Sirjan und weiter, direkt und geradeaus nach Sirjan und weiter, oder südwestlich geradeaus durch das Hochland nach Sirjan und weiter. Letztendlich habe ich mich für die letzte Variante entschieden und wurde zumindest bis ich die Hochebene erreicht hatte landschaftlich und Kuventechnisch noch einmal ordentlich verwöhnt. Nach einem Mittagessen wo ich zwei Radler getroffen hab ging es weiter. Bis Bandar Abbas schaffe ich es nicht mehr, aber ich habe versucht so weit wie möglich zu kommen um morgen früh am Nachmittag entsprechend gleich den Flug zu organisieren. Mitten im Nirgendwo bin ich gelandet. Weder Handyempfang geschweige denn Wifi haben mich für diesen Abend quasi isoliert und selbst vorbereitende Organisation für morgen war unmöglich.

03.12.2015 – Haji Abad bis Bandar Abbas (181km)

Früh ging es los, das Navi hat noch irgendwas von 170km erzählt, aber ich hab auch nur die grobe Richtung Bandar Abbas angetippt gehabt. Knapp drei Stunden sollte es dauern bis ich dort war und mich dann mal in einem Hotel mit WiFi eingeloggt habe um eventuell noch ein paar Infos von Mohammad zu erhalten wo ich seinen Kumpel mit Reisebüro finde. Allerdings waren die Flüge nicht ganz so optimal wie eine erste Recherche ergeben hatte, weswegen ich dann doch den ganzen Mittag daran zu knabbern hatte wann, wohin und von wo ich fliege. Puh, und das alles bei fast 30°C. Es scheint Sommer zu sein.

04.12.2015 – Bandar Abbas bis Abbas Abad (xxx Flugkilometer)

die Ausblicke während des Fluges im Iran waren gigantisch und hier sieht man Irans höchsten Gipfel, den Damavand
die Ausblicke während des Fluges im Iran waren gigantisch und hier sieht man Irans höchsten Gipfel, den Damavand

Frühstück und packen. Wenn man nur mit nem kleinen Rucksack unterwegs ist, muss man gut überlegen was man braucht und was nicht. Die ursprüngliche Aussage des Hotels ich könne das Motorrad dort stehen lassen wurde kurz bevor ich los musste widerrufen. Also Alternative suchen. Letztlich konnte oder durfte ich das Motorrad am Flughafen unter Polizeischutz stellen und auch meine Motorradklamotten dort für ein paar Cent verstauen. Der Flug verlief ohne Probleme und im Privattaxi ging es dann vom Flughafen noch gute zwei Stunden bis nach Abbas Abad wo ich bereits freudig erwartet wurde. Hach geht es mir gut. Und nach einem Lagerfeuer auf der Gasflamme ging es dann morgens um sechs ins Bett.

05.12.2015 – Abbas Abad (0km)

Quasi ohne Schlaf erwartete mich ein Tag voller freudiger Ereignisse. Wie ich vor einigen Tagen bereits geschrieben habe, hatte ich mich verliebt. Das war auch der Grund weswegen ich noch einmal in den Norden geflogen bin. Es gab viele Fragen zu beantworten und natürlich auch zu stellen. Und je mehr ich mich mit Pavane unterhalten habe, danke Mohammad fürs dolmetschen wenn nötig, desto besser ging es mir und auch Parvane, da sie sich tatsächlich ebenfalls in mich verliebt hatte. Am späten Nachmittag haben wir noch eine Englischschule besucht weil Parvane jetzt auch ihr Englisch wieder aufbessern will. Dort durfte ich vor ein paar Mädels dann noch als Englischlehrer auftreten. Die Frage von diesen was ich über iranische Mädels denke, endete in einem hochroten Kopf meinerseits und einem verliebten Blick zu Parvane. Ein bisschen früher ging es diese Nacht um drei Uhr auch endlich ins Bett, aber an Schlaf war nicht zu denken. Ich war viel zu aufgeregt.

06.12.2015 – Abbas Abad bis Teheran (240 km im Bus)

Da Parvane noch schlief hat mich Mohammad zum Frühstück ausgeführt und mir ein bisschen was über die iranische Kultur erzählt. Es ist doch etwas anderes es aus erster Hand zu erfahren als die Informationen aus Reiseführern zu bekommen. Außerdem gab es Informationen, die sicher in keinem Reiseführer stehen. Am Nachmittag ging es dann in die nächste Stadt nach Tonekabon. Ein alter Freund von Mohammad hat uns zu unserer neuen Liebe, eine Flasche seines besten Weins

zwischen Nooshar und Tehran kurz nach dem Passtunnel auf 2.650m, hier hatten wir bereits knappe 30min Verspätung
zwischen Nooshar und Tehran kurz nach dem Passtunnel auf 2.650m, hier hatten wir bereits knappe 30min Verspätung

geschenkt und wir haben gemeinsam mit ein paar Freunden angestoßen. Dann kam nochmal schnell Hektik auf denn ich musste den Bus nach Teheran erwischen, von wo am nächsten Morgen mein Rückflug nach Bandar Abbas abheben sollte. Die Zeit des Abschieds kam viel zu schnell. Und Zeit für eine ausgiebige Verabschiedung gab es nicht, der Bus kam schon, gut dass der zu spät war. Ich stellte mich auf eine unruhige Nacht ein und habe versucht es mir gemütlich zu machen. Eine gute halbe Stunde war bereits vergangen bis zum nächsten Stopp und ich versuchte krampfhaft einzuschlafen als ich ihre Stimme hörte. Ich hab die Augen aufgemacht und da stand sie vor mir. Ich habe wirklich im ersten Moment gedacht ich Träume, ich konnte es nicht fassen. Aber Mohammad hat Parvane bis zum nächsten Busstopp gefahren und uns noch einmal die Chance gegeben in den paar Minuten des Passagierwechsels uns voneinander zu verabschieden. Ich bin glücklich, auch wenn ich jetzt sicher nicht mehr schlafen kann. Die Busfahrt war dann fast noch ein Abenteuer, es ging auf über 2.600m und es schneite. Aber der Busfahrer verstand sein Handwerk, nur einmal als er den Schneepflug überholt hat gab es kurz durchdrehende Räder, ansonsten souverän und schnell über den Berg rüber, und mit nur 45min Verspätung kamen wir in Teheran an.

07.12.2015 – Teheran bis Bandar Ababs (xxx Flugkilometer)

Nur 45min Verspätung, ist gut, ich musste noch zum Flughafen und auch Teheran war schon gut unter Schnee bedeckt. Na hoffentlich reicht es von der Zeit, der Check-In-Schalter dürfte eigentlich schon zu sein bis ich ankomme. Glück gehabt, der Schalter war noch nicht geschlossen. Schnell eingecheckt und – gewartet. Aufgrund des starken Schneefalls wurden bereits die ersten Flüge gecancelt. Verdammt, ich wollte und musste doch heute noch weiter, mein Visum läuft am Mittwoch aus. Aber ich musste mich in Geduld üben, und mit über drei Stunden Verspätung war endlich boarding. Und dann saßen wir da

so sieht es aus wenn nichts mehr geht, Ankunft am Flughafen in Teheran
so sieht es aus wenn nichts mehr geht, Ankunft am Flughafen in Teheran

und die hatten nicht genug Fahrzeuge um alle Flieger zu enteisen. Aber auch das war irgendwann geschafft, erst fünf Stunden Verspätung. Dann rollten wir los, aber oh, halt, falsche Richtung, nicht Richtung Startbahn sondern in Richtung einer abgelegenen Ecke des Flughafens. Die Durchsage des Kapitäns ließ etwas Tumult aufkommen. Ich habe mir das übersetzen lassen, und es schien als ob "vermeintlich gefährliche Personen" an Bord wären und wie zur Bestätigung kam der Polizeigeleitschutz von geschätzt zehn Fahrzeugen. Ein paar Leute sind dann ausgestiegen worden und deren Gepäck ausgeladen. Trotzdem hieß es wir müssen nochmal warten bis es los geht. Und jetzt brach der Tumult erst richtig los. Zur Beruhigung wurde dann um kurz vor eins das Frühstück ausgeteilt. Und kaum waren alle versorgt kam die Durchsage vom Kapitän „cabin crew, ready for take off“. Sicherheitsanweisungen sind ausgefallen und schon waren wir auf der Startbahn. Tische hochklappen völlig überbewertet. Vollgas und los. Ich war schnell darauf vorbereitet, aber so manch einer hat sein Frühstück dann im Schoß liegen gehabt, inklusive heißen Kaffees. Sehr lustige Aktion. Mit knapp acht Stunden Verspätung war ich dann wieder in Bandar Abbas. Ab ins Hotel, ich bin todmüde. So wenig wie die letzten drei Nächte habe ich lange nicht mehr geschlafen. Und ich bin glücklich und traurig zugleich. Dass ich meine neu gewonnene Liebe zurück lassen muss. Aber ich muss zuerst noch ein bisschen meinem eigenen Weg folgen.