September 2013 - Sardinien

...aus der Sicht eines Bergaufbremsers


Urlaub!! - Lange hat es dieses Jahr gedauert, und es war mit Motorradfahren noch nicht so weit her in dem Jahr.
Aber der Plan nach Sardinien zu gehen war schon länger gehegt. Das Jahr davor hat es aus verschiedenen Gründen auch schon nicht geklappt, und sicher war es dann tatsächlich erst im Mai, als das fröhliche Single-Leben los ging.

Eine kleine Gruppe von Verrückten aus einem einschlägig bekannten Motorrad-Forum hatten geplant sich dort zu treffen. Dass ich auch komme, wusste bis auf eine halbe Handvoll keiner von den Herren und Damen, und ich glaube die waren dann doch sehr überrascht, als der Gehörnte höchstselbst dann doch plötzlich auf dem Zeltplatz stand.

Mein Plan, dass ich mein Mobbed irgendwo noch mit auf den Hänger werfen konnte ging allerdings nicht auf, und so habe ich mich Mitte September, natürlich bei Regen, zuerst in die Regenkombi gequält um mich dann auf die 777km lange Anreise über beste europäische Autobahnen zur Fähre zu machen.
Was soll ich sagen, Autobahn ist immer blöd, aber angekommen bin ich, und habe mich dann in die Reihe der Wartenden eingereiht.
Und iiiiirgendwann, nach langer langer Weile ist dann auch der Dampfer mit ein paar Minuten Verspätung eingelaufen. Dort gab es die erste Überraschung für einen alten Freund der auch nicht wusste dass ich komme.

Am nächsten Tag um kurz nach sieben, oder war es kurz nach acht, waren wir dann in Golfo Aranci gelandet und ich durfte mich auf den Weg Richtung der versprochenen Kurven machen. Der Tipp mich dann gleich mal an die SS125 auf dem Weg nach Süden zu halten sollte sich als gute Empfehlung herausstellen.




Und nachdem ich meine Behausung für die nächsten Tage aufgeschlagen hatte, ging es dann auch gleich los zur, oder für mich weiter, zur Einfahrrunde. Die ganzen Autofahrer hatten sich wohl den Hintern platt gesessen.

Die nächsten Tage ging es dann immer mit etwas größeren Gruppen los, aber vor lauter Kurven gab es selten einen Blick auf selbige, das es schewr ist die Streckenführung in einzelnen Bildern festzuhalten, und wenn man Strasse fotografiert dann sieht man nur 50 Meter weit, auch irgendwie fad. Und selbst das was da auf dem Hügel gegenüber gerade aussieht, bestand eigentlich nur aus Kurven. Aber hat schon was.






Aber ein kurzes Stück Strasse hab ich dann doch mal fotografiert. Da gehts zwar nur grade aus, aber dennoch, steht da so ne Brücke rum, taucht aus, wie aus dem nichts. Leider hab ich es nicht geschafft die alte geschotterte Strasse nach unten zu fahren um das ganze noch aus einer anderen Perspektive abzulichten.


Und dann ging es eines schönen Abends auch noch zum sardischen Abend. Schlemmen und saufen wie es die Sarden tun, oder so ähnlich. Die Atmosphäre war sehr schön, das Essen köstlichst und die Gespräche im Laufe des Abends lustiger.


Mit so einem Hintergrund lässt es sich doch angenehm Speisen. Und sehr lecker waren diese "sardischen Maultaschen", hab vergessen wie die Dinger richtig heißen.



Aber auch der schönste Abend geht zu Ende, und man will ja am nächsten Tag ein bisschen Motorrad fahren. Nach Süden sollte es gehen, mit Strand und so, und auch Kurven, so zur Abwechslung.

Aber auch der schönste Abend geht zu Ende, und man will ja am nächsten Tag ein bisschen Motorrad fahren. Nach Süden sollte es gehen, mit Strand und so, und auch Kurven, so zur Abwechslung.


Für meinen Geschmack war das aber zu warm, darum ging es den nächsten Tag wieder mal in die Berge. Nette Dörfer haben die da, mit diversen "Schmierereien" an den Hauswänden.

also wenn ich Bilder bearbeiten würde, dann wäre das Rote nun auch schwarz...
also wenn ich Bilder bearbeiten würde, dann wäre das Rote nun auch schwarz...

Nach Orgosolo kommt aber nicht mehr so

viel. Naja ok, das war ungefähr Halbzeit, also gehts weiter.
Auf dem Rückweg von Orgosolo kamen wir dann zur Abwechslung mal wieder über den sogenannten Kuhfladenpass, und wie immer haben wir es nicht geschafft mal so zu parken dass man alle Mobbeds in eine Reihe bekommt, also geht das fröhliche her- und hinschieben los auf dass ein tolles Poser-Foto gemacht werden kann.

Nun denn, nach einigen Tagen wo es ausschließlich ums fahren ging sollte auch mal ein bisschen Kultur sein. Man, also ich,

hat sich dafür auch einen schlauen Reiseführer gekauft. Es stand quasi in jedem Kapitel etwas über Nuraghen, also will ich
da mal eine sehen, und es soll natürlich dann auch was besonderes werden, also ne schöne große Anlage. Und auf dem

Weg da hin gab es noch mehr Kultur - Kirchen und Heilige.

schlicht von außen...
schlicht von außen...
...oho von innen...
...oho von innen...
...und der "Heilige" ist auch schon da...
...und der "Heilige" ist auch schon da...

Und dann ging es weiter Richtung Nuraghe. Es wurde immer wärmer, und am Ziel angekommen hat das Thermometer sage und schreibe 39°C gezeigt. Davon hab ich jetzt aber kein Foto gemacht, viel zu fasziniert war ich von der Nuraghe vor der wir nun standen. Und was das übersetzt heisst weiss ich jetzt auch - STEINHAUFEN.
10 Teuro Eintritt waren dann auch zu viel und wir haben uns schnell wieder auf den Weg gemacht und gehofft schnell wieder in kühlere Gefilde zu gelangen. Das ist uns ein paar Kilometer später mit tollen Aussichten auch gelungen.

und vermutlich dem einzigen Gebiet wo es in den zwei Wochen für ne viertel Stunde geregnet hat. Aber außer ein paar Tropfen haben wir auch nichts abgekriegt und haben die Zeit sinnvoll für einen Cappu genutzt.


Und am Ende des Tages war es dann auch soweit, die Reifen waren am Ende. Der zweite Satz wurde aber mitgeschleift von zuhause und so ging am frühen morgen der erste Weg zum Reifen-Dealer um neuen Gummis drauf zu machen. Dass diese dann am Nachmittag gleich eingefahren werden mussten ist ja klar.

Also ging es los, schattig wars - im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich war zu blöd zum checken dass an meiner Kamera am Abend vorher alles verstellt wurde, weil mal wieder jemand gemeint hatte lustig sein zu wollen. Aber für zartbeseitete Menschen sind die Bilder der folgenden Straße mit kleinen und großen spitzen Steinen, diversen Abstürzen und manchem Provisorium sowieso besser wenn sie das nicht so gut sehen. Mehr Bilder dazu gibt es dann in der Bildergalerie.

Aber die Aussicht war mal wieder genial... 

Und worauf man sich einstellen muss wenn Arme Irre mit Geländemaschinen unterwegs sind, ist, dass man auch mal abbiegen muss mit dem Kommentar "da will ich hoch, das muss doch gehen". Denn oben ist die Aussicht bekanntlich noch besser.

Die Auffahrt war... - nennen wir es interessant.


Aber die Aussicht oben war genial...

Viel bleibt ja nun wirklich nicht mehr über, aber da ich irgendwie nicht schlafen konnte hab ich es auch mal an den Strand geschafft, morgens um kurz nach sechs - total bekloppt, aber was solls, das Licht war gut und die Atmosphäre entspannt.

Aber kurz darauf ging es dann auch schon wieder los. Mobbed fahren in Kombination mit Kultur, ich konnte es immer noch nicht glauben mit dem Steinhaufen, also hab ich den Reiseführer konsultiert und mich informiert wo man noch hin fahren könnte.

Eine große, noch nicht lange zugängliche Anlage sollte es werden. Aber erstmal die Anreise bis dahin, es gab wieder interessantes, ein Haus als Kunstwerk, ob es bewohnt wird wage ich allerdings zu bezweifeln, aber nett anzuschauen war es auf alle Fälle.

Und ein paar Kilometer weiter standen wir auf einsamsten kleinsten Straßen mitten zwischen den frisch abgeernteten Korkeichen.
Und da es warm wurde und der Durst nach einem Cappu immer größer haben wir uns wieder auf die Kisten geschwungen und weiter ging es in Richtung Nuraghe Santu Antine mit Zwischenstopp in Burgos.

Burgos
Burgos
Nuraghe Santo Antine = Steinhaufen
Nuraghe Santo Antine = Steinhaufen


Enttäuschend, wieder nur ein Steinhaufen, und mickrig klein für eine große Anlage wie sie beschrieben wurde. Und was lernen wir daraus, naja, vermutlich nix, aber manche Länder oder Gegenden scheinen kulturell einfach nichts herzugeben, was für mich bei einem Urlaub aber irgendwie dazu gehört.

 

Dafür haben wir auf der Rückfahrt noch einen anderen Steinhaufen in Form eines Adlers gesehen...

Der nächste Tag sollte etwas ruhiger angegangen werden. So kam es dass man fast den ganzen Tag irgendwie tot

geschlagen hat, und erst mittags um zwei mal langsam in die Pötte kam und doch noch für eine kleine Runde aufgebrochen
ist. Da Kultur nicht so viel hergab sollte es wenigstens noch ein bisschen Landschaft und Erlebnis werden und die Idee
eine Grotte zu besichtigen war geboren.
Aber irgendwie hatten doch nicht mehr alle Lust selbst zu fahren, aber man, also Frau, hat ja den Fahrer dabei und los gings.
Ich hatte mich ja schon auf eine gemütliche Bummelrunde eingestellt, aber der Gedanke ist nach den ersten fünf Kurven
schnell verflogen. Bummeln? Wir? Niemals! Also erstmal zurecht gerückt und los gings, frei nach dem Motto "wenn man
rechts dreht wird die Landschaft schneller!"
Und als wir dann so am Cafe ankamen, wo wir uns natürlich erst mit Cappu stärken mussten, musste ich feststellen dass ich ein Bergaufbremser bin. Aber wer kann schon behaupten Bremsscheiben in Mobbedfarbe zu haben wenn das Mobbed schwarz ist. Außerdem wenn man versucht einem vernünftigen Geländemotorrad (Suzuki Bandit) mit 140 Pferdchen hinterher zu steigen, und kann derer selbst nur 80 aufbieten, dann muss man halt bis in die Kurve Gas geben um die gute Bewegungsenergie dann in sinnlose Wärme umzuwandeln. Eigentlich hätte ich ein Foto von den Bremsscheiben machen müssen, aber aus unerfindlichen Gründen hat das keiner gemacht.

Endurofahrer in Aktion....





Und schon war auch der nächste Tag vorbei, und ein weiterer Teil der Gruppe musste sich für die Rückreise fertig machen.

So kam es das auch am nächsten und vorletzten Tag dann nur noch ein bisschen Sight-Seeing eingeplant wurde.

Tja, das war es dann auch fast, eine Handvoll Leute ist geblieben bis zuletzt und hat sich noch eine kleine Abschlussrunde gegönnt bevor es auch für uns ans grobe packen ging.


Bis zur Fähre durfte ich dann aber noch ein paar Kilometer fahren. Total entspannte 414 Abschlusskilometer auf der Insel, mit einem kleinen Abstecher in den fast nördlichten Zipfel nach Palau und dem Fortezza Monte Altura.

Leider hab ich die letzte Führung knapp verpasst und musste mich stattdessen entlang der Costa Smeralda auf dem Weg zur Fähre machen. Ein letztes Mal die Aussicht genießen bevor wir uns in Golfo Aranci noch auf eine Pizza getroffen haben vor dem Check-In.

FAZIT:
Ja, was soll ich sagen. Der Urlaub war bitter nötig, aber er war nicht ganz so wie ich mir das vorgestellt hatte. Dachte ja dass es mit der Gruppe ganz gut werden könnte. Die meisten Leute haben mir ja auch ganz gut getaugt, aber es gibt immer wieder Menschen die keinen Spaß verstehen, selbst meinen Spaß zu machen, es aber dann wie immer übertreiben müssen und sich darüber aufregen wenn man nicht mehr mitmacht.

Und auch die Insel - super wenn man nur am Limit Motorrad fahren will. Kulturell absolut schwach, und daher auch nichts für mich. Vielleicht in ein paar Jahren nochmal, aber für den Moment reicht es mir. Dennoch habe ich mit An- und Abreise (je 770km) fast 5.500 km gefahren, und das hat mir meistens Spaß gemacht wenn es mir besagte Leute nicht immer wieder madig gemacht hätten. Aber mit manchen Leuten möchte ich, so Leid es mir tut, keinen Urlaub in diesem Umfang mehr machen.

 

Trotzdem: Mir hat Korsika besser gefallen.

Grüße vom Armen Irren


PS: Bilder welche hier etwas klein erscheinen, könnt ihr in der Bildergalerie nochmal genauer betrachten.