2015 - Osteuropa

So, dann will ich mal anfangen, oder besser gesagt weiter machen. Auch wennd er letzte Urlaub schon eeeewig her ist.

Zur Bildergalerie gehts hier lang

24.08.2015 – Wilhelmsdorf bis Linz (637km)

Los geht’s. Die Vorbereitungen der letzten Wochen müssen ja auch für was gut sein. Um Mittag war ich mit Sämi in Übersee verabredet, von da an geht es gemeinsam weiter. Da ich ja bis an den Chiemsee ein paar Kilometer hab, und Sämi direkt vom Festival kommt war ein ruhiger Start geplant. Bis nach Linz sollte es gehen wo wir bei einem Kumpel von mir unterkommen sollten. Völlig entspannt haben wir uns dann nach einer kurzen Stärkung auf den Weg gemacht und uns an den günstigen Spritpreisen in Österreich gefreut. Viele Pausen später waren wir dann wie abgemacht um kurz nach 18 Uhr in Linz. Ein langer Tag musste natürlich zuerst mit einem Bierchen begossen werden. Während wir dann bekocht wurden mussten wir dann auch berichten wie und was, und vor allem wie das ganze zustande gekommen ist.  Aber irgendwann war der Tag dann einfach auch gelaufen.

25.08.2015 – Linz bis Leiser Berg (261km)

Für meine persönliche Organisation sind wir am nächsten morgen erstmal bei Louis vorbei. Es war mir in den Koffern irgendwie zu eng und ich wollte das Regenzeug auf dem Koffer festschnallen. Also noch schnell paar Rock-Staps gekauft 

erste Whiskydistillerie Österreichs
erste Whiskydistillerie Österreichs

bevor es dann um Mittag dann los ging, weiter nach Osten. Mein Kumpel hat uns empfohlen dass wir uns nördlich der Donau halten sollten. Viele Kurven und kein Verkehr. Er sollte Recht behalten, und so kam es dass wir auch lange nicht so weit gekommen sind wie angedacht. Aber macht ja nichts, wir haben Zeit. Als wir wieder mal aus so einer kleinen Seitenstraße auf die 500 Meter Bundesstraße gefahren sind, hing da ein Schild „Whisky-Distllerie“, das wäre doch was, ach mist, schon vorbei, na egal. Tja, aber wie es der Zufall will und ohne danach gesucht zu haben, kamen wir genau an der Distille vorbei. Also kurz mal halten und ein bisschen probieren, für gut befinden und zwei Fläschchen eingekauft. An der höchsten Erhebung des Weinviertels in den Leiser Bergen haben wir dann unsere Zelte etwas versteckt aufgebaut und uns dem Abendessen kochen gewidmet. Um halb zehn war Feierabend. Ab ins Zelt.

26.08.2015 – Leiser Berg bis Zvolen (328km)

Um halb zehn waren die Zelte zusammen gerollt nachdem wir den restlichen Reiseintopf von gestern Abend verspeist hatten. Erstmal die Route von gestern fertig fahren und dann in der Slowakei mal nach einer Landkarte schauen, dass man nicht ganz blind durch die Gegend fährt. Die „slowakische Tiefebene“ war warm und ätzend. Da konnte man soviel Kurven dem Navi vorprogrammieren wie man wollte, es gab eigentlich keine. Stattdessen wurde es ruppig. Die Suche nach einem

ich hab es nicht mehr gefunden wo das steht, irgendwo in der Slowakei halt
ich hab es nicht mehr gefunden wo das steht, irgendwo in der Slowakei halt

Supermarkt endete im frisch gepflügten Acker. Wir haben uns beide nicht getraut zum anhalten und Foto machen, aber ein Erlebnis war es schon. Kaum aus dem Acker raus gab es Kultur. Eine vermeintliche Burgruine oder sowas am Horizont ließ uns nach einem Weg suchen. Den haben wir auch gefunden. So quer durch den Wald macht sich immer gut. Tja, als wir dann oben waren haben wir auch die offizielle Straße gefunden, die ging es dann, nachdem wir uns an der Durchfahrsicherung vorbeigemogelt haben, wieder nach unten. Als es dann endlich wieder in die Berge ging war es dann aber auch schon wieder fast Zeit nach einer Bleibe für die Nacht Ausschau zu halten. Zuerst hat uns die neuerworbene Landkarte einen Campingplatz vorgegaukelt und dann das Navi. Aber wenn man mit den Leuten redet kommt man auch zum Ziel und so waren es dann nur nochmal ein paar Kilometer bis wir auf dem Campingplatz in Zvolen unsere Zelte aufgeschlagen haben.

27.08.2015 – Zvolen bis Death Valley - Kapisova (329km)

Da wir gestern unsere ganze Vorräte aufgefuttert hatten ging es los zur Tanke gegenüber. Auch weil die Zelte vom Tau ziemlich nass waren. Das freie WiFi wurde genutzt um den Tag etwas zu planen. Bilder von Panzern am Duklapass haben das Ziel dann schnell definiert. Die Strecke dorthin war irgendwie ziemlich unspektakulär, und auch unplanmäßiges abbiegen brachte keine Besserung. Erst kurz vor Poprad wurde es mal richtig rankig für ein paar Kilometer. In Poprad dann mal was zum Mittagessen geholt und die Wasservorräte aufgefüllt. Die weitere Strecke war dann wieder ziemlich langweilig obwohl es auf der Karte nach reichlich Kurven ausgesehen hat. Während einer Pause haben wir dann beschlossen heute Abend ein Feuer zu machen und zu grillen. Nochmal einen Supermarkt angesteuert und kurz darauf bei den kleinen Spielzeugen von vor 76Jahren angekommen. Zur Abwechslung gab es wieder ein bisschen Stoppelacker, aber wir wollten ja schließlich neben dem Panzer campieren. Die Motorräder geparkt und die Lage gecheckt. Feuerholz gab es reichlich und musste quasi nur noch zurecht gebrochen werden. Während sich Sämi darum gekümmert hat, habe ich aufgrund des starken Windes ein kleines Loch ausgehoben um den Funkenflug in Grenzen halten zu können. Und ein paar Minuten später hat das Feuer gebrannt, nicht mal Papier hat es zum anzünden gebraucht so trocken war das Geäst. Nachdem wir gut gespeist hatten und sich auch die letzten Touristen verzogen hatten, haben wir die Zelte aufgebaut. Noch ein Whisky und dann ab ins Bett.

Death Valley
Death Valley
Camping neben dem Panzer im Death Valley
Camping neben dem Panzer im Death Valley

28.08.2015 – Death Valley bis Turka (281km)

Nachdem die Zelte getrocknet waren ging es dann vollends über den Dulkapass nach Polen. Entlang der Grenze zur Slowakei

direkt nachdem wir unsere Stempel zur Einreise hatte musste ich anhalten Foto machen
direkt nachdem wir unsere Stempel zur Einreise hatte musste ich anhalten Foto machen

ging es auf polnischer Seite weiter nach Osten. Dort wollten wir dann in die Ukraine einreisen. Tja, aber wer Karten lesen kann ist klar im Vorteil. Da ist zwar eine Straße aber kein Grenzübergang. Das ist jetzt wenig blöd. Also 60km nach Norden und dann dort über die Grenze. Nächste Problem, die grüne Versicherungskarte von Sämi war nicht auffindbar. So sind die ersten Bestechungskekse über den Thresen gewandert bevor wir einreisen durften. Und jetzt merkt man den deutlichen Unterschied was Straßenzustand anbelangt. Schlaglöcher in denen ganze Mobbeds verschwinden könnten säumen wohl die nächsten Tage unseren Weg. Aber wenigstens müssen wir nur nach einer Fahrspur schauen um nicht stecken zu bleiben, da hat man mit dem Auto das größere Problem, was die Einheimischen aber nicht daran hindert zu fahren wie von der Tarantel gestochen. Aber irgendwann war es Zeit sich eine Bleibe zu suchen, ein Motel am Wegesrand kam wie gerufen. Und für den Spotpreis von rund zehn Euro haben wir unser Penthouse mit zwei Zimmern bezogen. Nach nem kleinen aber feinen Abendessen gab es noch mit ein paar Einheimischen den ein oder anderen Wodka, dass sowas böse endet muss man ja nicht extra erwähnen. Ups, naja, egal.

29.08.2015 – Turka bis ähm, joa, also nö (0km)

Uuuuhh, wie konnte das den passieren. Flugzeuge im Kopf und Blähungen im Bauch, fühl mich breiter noch als Elvis und ich glaub das bin ich auch. Um neun kam Säme aus seinem Zimmer, und ihm ging es nicht besser. Kalte Dusche hilft, und dann mal langsam planen wo wir hin fahren oder ob wir einen Tag OFF einschieben. Bei den Preisen könnte man ja. Halb elf und wir sind immer noch nicht los. Aber immerhin kann man ein paar Hausaufgaben machen und schreiben und Bilder beschriften. Zeit sinnvoll nutzen. Um kurz vor zwölf haben wir beschlossen diesen Tag frei zu machen, wir haben ja noch ein paar Tage und Kilometer, müssen ja nicht hetzen. Nach dem Mittagessen gab es dann natürlich Mittagschlaf, irgendwie war die Nacht ja nicht ganz so erholsam. Dann habe ich mich nochmal meiner Kamera gewidmet. Viele Bilder haben einfach nicht die Qualität wie ich sie mir vorgestellt hab. Auch während der letzten paar Kilometer durch den Süden und Norden Europas konnte ich das schon beobachten, und hatte einige Änderungen vorgenommen. Nach einigen Probefotos mit nicht ganz einfachem Licht sieht man jetzt endlich wieder die Qualitäten der Fuji. Ich hoffe dass das jetzt wirklich alles war, und die Bilder wieder etwas ansehnlicher werden.

30.08.2015 – aber jetzt, Turka bis Remeti (281km)

Nach einer riesen Portion Rührei mit Speck ging es los. Ab und an ein Fußgänger, wohl auf dem Weg in die Kirche, sonst waren nur zwei bekloppte Motorradfahrer unterwegs die die Stille durchbrachen. Ein paar Kilometer noch auf der "roten" Straße, bevor wir nach Süden abdrehen und die kleinen gelben Straßen nehmen. Anfangs sah das auch ganz gut aus, aber 

Grenzübergang zu Rumänien
Grenzübergang zu Rumänien

nach ein paar Kilometer war es nur noch grober Schotter. Nach vielen Kilometer auf der „Straße“ haben wir bei einer Pause beschlossen den schnelleren Weg nach Rumänien zu nehmen. Heißt soviel wie nur noch weitere 50km auf den gelben Straßen, anstatt der ca. 150km, und dafür noch ca. 80km auf roten und somit großen Straßen, statt ursprünglich nur etwa 30km. Die letzten Kilometer bis zur Grenze waren dafür dann noch auf einer kleinen weißen Straße, und da sind wir dann auch mehr neben dieser gefahren, weil es einfach besser ging. Eine Wohltat war dann die Straßenqualität in Rumänien, selbst die kurzen Schotterstücke waren besser als der Asphalt in der Ukraine, was ich aber trotz aller Anstrengung nicht missen möchte. Die Suche nach einem Zeltplatz endete dann am Ende eines Waldweges auf einer Lichtung.

31.08.2015 – Remeti bis Gilau (306km)

Nachdem die Zelte einigermaßen abgetrocknet waren ging es los zum lustigen Friedhof. Ein Tipp aus dem MarcoPolo-Reiseführer. Und lustig war er wirklich, nicht nur der rumänische Name. Ein paar Fotos später ging es dann über nicht ganz geplante Wege weiter zum nächsten Kulturpunkt. Das höchste Holzbauwerk Europas war dann auch noch spontan auf das 

"lustiger Friedhof" in Sapanta, auf jedem Grabkreuz ist ein Bild geschnitzt und eine kleine Geschichte des verstorbenen zum besten gegeben
"lustiger Friedhof" in Sapanta, auf jedem Grabkreuz ist ein Bild geschnitzt und eine kleine Geschichte des verstorbenen zum besten gegeben

Tagespgrogramm gerutscht und so wurde das angestrebte Ziel wurde dann kurzfristig geändert, da es mit dem morgigen Tagesplan doch nicht so ganz zusammen gepasst hat. Und so sind wir nach gut 300km am Ende eines Stausees zum zelten gekommen. Eiskalt war das Wasser, aber eine prima Gelegenheit zu „duschen“.

Und noch eine sehr erfreuliche Meldung, das quietschen ist weg. Die Schrauben der Nummerntafel haben immer am Querträger der Kofferträger gescheuert und mich mit dem quietschen fast zum Wahnsinn getrieben. Zwei Deckel von PET-Flaschen, und stramm sitzende Kabelbinder haben aber jetzt zumindest vorübergehend Abhilfe geschaffen.

anscheinend schmiltzt das Eis da drin nie, ich denke dass es ganz schnell weniger wird bei den Massen an Touristen die da durchgeschleust werden, aber ist trotzdem toll anzuschauen
anscheinend schmiltzt das Eis da drin nie, ich denke dass es ganz schnell weniger wird bei den Massen an Touristen die da durchgeschleust werden, aber ist trotzdem toll anzuschauen

01.09.2015 – Gilau bis Zau (268km)

Man könnte meinen es wird Herbst, vielleicht lag es auch einfach daran dass wir am Ende des Stausees im Talkessel unsere Zelte aufgeschlagen hatten die jetzt pitschnass waren. Bis das alles trocken war vergingen ein paar Minuten und wir kamen dann erst um spät los. Als erstes Ziel stand die Eishöhle Scarisoara auf dem Programm. Anscheinend schmilzt das Eis in der Höhle nie, aber ich glaube es wird halt doch weniger, sowieso bei den Massen an Touristen die man da durchschleust die steilen und teils wackeligen Metalltreppen hinunter. Als wir aus dem Loch wieder raus waren, gab es erstmal ne kleine Brotzeit zur Stärkung bevor wir uns auf den weiteren Weg gemacht haben. Eigentlich ziemlich ziellos ging es drauf los, bis wir keine Lust mehr haben, oder so. Gelandet sind wir in dem beschaulichen Örtchen Zau, wo wir uns am See niedergelassen haben. Nachdem wir dann sämtlichen trockenen Dornenbüsche nach etwas Feuerholz  abgesucht und uns die Finger verstochen hatten, konnten wir auch unsere Würstchen grillen bevor wir dann in die Zelte gekrochen sind.

02.09.2015 – Zau bis Bicaz (407km)

Während dem Frühstück konnten wir noch unseren nächtlichen Nachbarn beim angeln zuschauen. Irgendwie haben sie nachts mal gar nichts gefangen dafür das ein oder andere Fischlein in den morgendlichen Stunden an Land gezogen. Dann ging es auch für uns weiter. Irgendwo nach Norden in die Berge war der Plan, entlang der grün markierten Straßen. Zum Mittagessen haben wir beschlossen mal in eines der kleinen Restaurants zu gehen wo wir mittagsimmer die Einheimischen

Bicaz-Stausee, so leer war der vor 17 Jahren auch schon, und ich meine das selbe Foto schon einmal gemacht zu haben
Bicaz-Stausee, so leer war der vor 17 Jahren auch schon, und ich meine das selbe Foto schon einmal gemacht zu haben

sitzen sehen, einfach um was regionales und vor allem originales zu bekommen und nicht den touristischen Einheitsbrei. Es gab sehr lecker Fladen mit Käse gefüllt und ein paar Chevapchichi. Gut gestärkt ging es weiter, und wieder war die Ansage mal schauen wie weit wir kommen. See wäre schön, aber kein muss. Aber als es dann auch „nur noch“ hundert Kilometer bis zu dem Stausee waren, wo es dann später in die Bicaz-Klamm geht, haben wir das auch noch dran gehängt. Und so kam eine eigentlich für diese Straßenverhältnisse viel zu lange Etappe bei heraus. Die Suche nach einem Campingplatz führte uns zuerst ein Kilometer eine Schotterstraße hinab, ohne Ergebnis, und letztendlich sind wir dann in einem Motel gelandet. Es wäre da wohl auch möglich zu campen, wenn man drauf steht sein Zelt in Hanglage aufzubauen. Also haben wir uns für ein Zimmer entschieden und den Luxus einer warmen Dusche genossen.

03.09.2015 – Bicaz bis Carte (ca. 320km hab vergessen aufzuschreiben und die Route aus dem Navi gelöscht)

Nicht so gut geschlafen. Gestern bei einer der gefährlichsten Sportarten (Brustschwimmen) das Rippchen geprellt. Also nicht beim schwimmen, sondern beim herausklettern über das Tretboot, irgendwie abgerutscht und auf der Rippe gelandet, autsch. Dafür ging es gleich mal los bisschen Landschaft gucken. Die Bicaz-Klamm, im Volksmund Höllenschlund genannt war nur ein paar Kilometer weiter. Lustig, kurz bevor wir dort waren, stand rechts in einer Schotterauffahrt ein 

die Wehrkirche mit Glockenturm in Sighisoara (Schäßburg)
die Wehrkirche mit Glockenturm in Sighisoara (Schäßburg)

Pferdefuhrwerk. Genau an der selben Stelle stand vor 17Jahren als ich mit einer Jugendfreizeit hier war auch eins, damals hab ich es fotografiert. Mitten in der Klamm dann nur Touri-Stände wo aller möglicher Ramsch veräußert wurde, das war damals noch nicht, und war mir auch zu viel. Also ging es weiter und oben erstmal gefrühstückt. War auch nötig, denn jetzt waren ein paar Kilometer angesagt bis zum nächsten Programmpunkt. Zur Abwechslung Kultur. Die Wehrkirche in Schäßburg stand da so rum. Heiß war es, trotzdem sind wir nach oben marschiert, und haben sogar den Glcokenturm bestiegen, bevor wir uns im Fahrtwind etwas abkühlen konnten. Doch lang ging es nicht, dann waren wir in Biertan wo wir uns die nächste Wehrkirchen angeschaut haben. Schlosserhandwerk der höchsten Schule gab es dort zu besichtigen. Die Türe zur Sakristei konnte mit 22 Riegeln verschlossen werden, alles mit einer einzigen Schlüsselumdrehung. Danach war aber auch gut, und wir haben uns strategisch günstig zwischen Sibiu und Brasov auf den Campingplatz begeben.

04.09.2015 – Carte bis Carte (449km)

auf der Transalpina kurz vor der Passhöhe auf 2111m
auf der Transalpina kurz vor der Passhöhe auf 2111m

Gestern Abend haben uns ein paar polnische Motorradfahrer und ein Gartenbauer aus Biberach noch nahegelegt unbedingt die Transalpina zu fahren. So kam es dass wir noch eine Nacht dazu buchten bevor es los ging. Erstmal über die Schnellstraße ein bisschen Strecke machen, und pünktlich als es mit den Kurven los ging, ging der erste Regen der letzten zwei Wochen über uns nieder. Ein paar viele Kurven, aber nur wenige Kilometer später war der Spuk dann aber auch schon wieder rum und wir konnten fahren. Atemberaubende Landschaften und Kurven ohne Ende. Am südlichen Ende der Transalpina hab ich dem Navi gesagt dass ich wieder zum Camping will. Eigentlich dachte ich über eine der großen Straßen geschickt zu werden, aber das Navi hat kurvenreich den Transfagarasan ausgegeben. Auch gut. Wollten wir zwar erst morgen machen, aber warum nicht zweimal, und kilometertechnisch war es egal. Einfach eine geile Strecke, kann man nicht anders sagen. Trotzdem waren die fast 450km mehr als genug und wir sind ziemlich gerädert um kurz nach acht auf dem Campingplatz angekommen. Aber Fleisch vom Grill und nen rumänischen Wodka haben wir uns trotz aller Strapazen nicht nehmen lassen.

05.09.2015 – Carte bis Bran (229km)

Nachdem das Zelt abgetrocknet war, es hat nochmal geregnet am Abend, ging es dann erneut über den Transfagarasan, diesmal von Nord nach Süd und auch mit etwas mehr Sonne als gestern. Und wieder war ich schwer beeindruckt von der schönsten Straße der Welt, wie sie seinerzeit von „TopGear“ gekürt wurde. Leider wollte heute aber bei mir nicht so die

Tisch und Stuhl sind doch recht angenehm, aber aus aerodynamischen Gründen haben wir sie dann doch wieder abgeladen
Tisch und Stuhl sind doch recht angenehm, aber aus aerodynamischen Gründen haben wir sie dann doch wieder abgeladen

die Fahrfreude aufkommen. Die Nacht bin ich irgendwie komisch gelegen und mein Rippchen hat sich deutlich bemerkbar gemacht. Nicht bei den Schlaglöchern oder sonstigen Unebenheiten, sondern bei den großen Bodenwellen, die gingen direkt durch und haben mich die Zähne zusammen beißen lassen. So kam es auch dass wir die kleinen Sträßchen für heute aus dem Programm genommen haben und bei den etwas größeren geblieben sind. Landschaftlich war auch so einiges geboten und hat schon Spaß gemacht zu fahren. Das heutige Ziel war dann auch nicht ganz so spät erreicht, und die Aussicht auf das Dracula-Schloss in Bran war durch die Sonne ein beeindruckendes Schauspiel. Zu Fuß ging es nochmal ins Dorf, nachdem die Zelte aufgebaut waren. Aber der Tourirummel wurde gerade zusammen geräumt, weshalb es dann auch direkt zurück ging, wo wir uns Nudeleintopf gekocht haben. Nach eine netten Abend, mit einem weiteren deutschen Camper, ging es dann ins Bett.

die Nordrampe des Transfagarasan - die schönste Straße der Welt
die Nordrampe des Transfagarasan - die schönste Straße der Welt
Dracula-Schloss in Bran
Dracula-Schloss in Bran

06.09.2015 – Bran bis Bukarest (217km)

Pfui, was soll das denn, Regen. Das war nicht vorhergesagt und schon gar nicht geplant. Nasses Zelt einpacken ist immer etwas blöd, aber hilft ja nichts. Abwarten ob irgendwann doch noch die Sonne das Zelt trocknet macht keinen Sinn, da es weit und breit nicht nach der selbigen aussah. Also ging es

unerwartetes Show-Vergnügen beim Carpath-Enduro-Event
unerwartetes Show-Vergnügen beim Carpath-Enduro-Event

dann halt mit nassem Zelt im Gepäck los. Aber dafür haben wir uns ja noch extra große Müllsäcke besorgt um nicht alles im Koffer zu fluten. Dank Sämi, der sein Regenkombi aufopferungsvoll angezogen hat um weiteren Regen abzuwenden, blieb dieser auch aus. Ein paar Kilometer später dann konnten und haben wir dem Carpath-Enduro-Event für eine knappe Stunde beigewohnt und gefachsimpelt was man dann beim überqueren der Baumstämme nun hätte besser machen können. Aber definitiv nix für unsere schwer bepackten Maschinen, da kann man immer große Reden schwingen. Weiter ging es, die „schwarze Kirche“ in Brasov lag auf dem Weg, war aber leider am heutigen Sonntag geschlossen. Nun denn, noch 170km bis Bukarest. Die Hälfte davon war genial kurvig, aber irgendwann war es nur noch eben und geradeaus. Muss man durch, um kurz vor vier haben wir im Hostel eingecheckt. Duschen, Wäsche waschen, die Zelte zum trocknen aufhängen und jetzt Berichte schreiben bis die Wäsche fertig ist.

07.09.2015 – Bukarest (0km)

Viel war heute nicht geplant. Sämi wollte Reifen wechseln, die waren nun endgültig runter, und ich hab mich erstmal damit beschäftigt die Bilder der letzten Tage zu sichten, auszusortieren und den Rest zu beschriften. Kaum damit fertig, gab es dann, auch für den Großteil meines Freundes- und Bekanntenkreises, sowie für die Familie die Überraschung schlechthin als ich die Berichte auf der Homepage freigegeben habe. Es wusste letztlich ja nur eine Handvoll Leute von meinem Vorhaben. Am Nachmittag noch ein bisschen Kultur in Bukarest, viel ist davon ja irgendwie nicht übrig geblieben, nachdem ein Wahnsinniger den „Palast des Volkes“ mitten in die Stadt gebaut hat. So ist von der Altstadt nicht mehr allzu viel übrig, und davon gibt es in der Hälfte der Lokale eine „Massage“. Und gerade mit Absicht sind wir dann im „Bordello“ zum Abendessen hängen geblieben.

Palast des Volkes - nach dem Pentagon das zweitgrößte Gebäude der Welt
Palast des Volkes - nach dem Pentagon das zweitgrößte Gebäude der Welt
Deko in einem der vielen Kaffees in der Altstadt
Deko in einem der vielen Kaffees in der Altstadt

08.09.2015 – Bukarest bis Velico Tarnovo (234km)

Gemütlich haben wir es angehen lassen. Kein Stress und nur eine relativ kurze Etappe. Aber erstmal müssen wir aus der Stadt raus. Kürzeste Strecke war hier angesagt und dann kurvenreich. Tja, aber im Flachland ist das halt immer so ne Sache, egal ob

kleine posierliche Tierchen beim Kulturprogrammpunkt von heute - die Felsenkirchen von Ivanova
kleine posierliche Tierchen beim Kulturprogrammpunkt von heute - die Felsenkirchen von Ivanova

Rumänien oder Deutschland. Kurvenreich ist das nicht. Nach viel geradeaus mal noch schnell um ein paar Zapfsäulen gezirkelt um die letzten LEI auf den Kopf zu hauen und Sprit in die Tanks zu machen, und schon waren wir an der Grenze. Einmal kurz über die Donau und rein nach Bulgarien. Die Felsenkirchen von Ivanovo lagen auf dem Weg weswegen auch die Kultur nicht zu kurz kam. Und dann auf einem richtig feinen Campigplatz eingecheckt. Nicht nur dass er extrem billig war, auch der Flair auf dem „Trinity Rock Camping“ war unschlagbar. Etwas versteckt gelegen und scheinbar heruntergekommen, aber mit super nettem Gastgeber, Platz und eigentlich allem erdenklichem Luxus den man braucht oder auch nicht.

09.09.2015 – Velico Tarnovo bis Kardzali (330km)

Die Sonne hat die Zelte schnell vom Tau befreit, trotzdem sind wir ziemlich spät erst los gekommen - Ziel Süden. Wenig anspruchsvoll ging es los, doch die Straßen wurden dann wie geplant etwas kurviger und kleiner. Kultur stand

erinnert etwas an deutsche Mittelgebirge die Landschaft in Zentralbulgarien
erinnert etwas an deutsche Mittelgebirge die Landschaft in Zentralbulgarien

ausnahmsweise nicht auf dem Programm, aber wenn man aus versehen schon daran vorbei fährt dann stoppt man auch mal schnell. Das eine mal ist es sogar in Sport ausgeartet als wir noch hunderte Treppenstufen bezwingen mussten. Ich weiß zwar mal wieder nicht so genau was das war, denn die mysteriösen Schriftzeichen sind für mich halt einfach nicht lesbar, aber schön war es trotzdem. Einen Campingplatz haben wir nicht gefunden, und von wild campen wird aufgrund der Freundlichkeit der Bulgaren im Reiseführer abgeraten, leider, weswegen wir dann in der Stadt ein Hotel genommen haben, was ein Luxus. Die Straßen sind im Vergleich zu Rumänien nahezu perfekt, Erholung für Mensch und Maschine. Und so geht ein weiterer Tag nach über 300km zu Ende.

10.09.2015 – Kardzali bis Kavala (328km)

Wir wollten es ja nicht glauben, aber es hat tatsächlich so etwas wie geregnet. Da ein Campingplatz nicht aufzufinden war und wir im Hotel waren, konnten wir es ja gemütlich angehen lassen. Als es dann aufklarte ging es dann aber auch zügig los. Wie immer mit mehreren Routenoptionen.  Noch ein letztes Mal tanken um das letzte bulgarische Geld auf den Kopf zu hauen. Da sich das Wetter zwar nicht besserte aber auch nicht verschlechterte ging es dann auf bulgarischer Seite weiter durch die Berge. Super schöne Strecken auch wenn es oft neblig war und das ein oder andere mal noch etwas getröpfelt hat. Dann über die Grenze nach Griechenland, ein bisschen ans Meer. Je weiter wir uns dem Meer näherten desto besser wurde das Wetter, super. Zelt aufgebaut und ab ins Wasser – ein bisschen Risikosport betreiben. Nach dem Abendessen und einem netten Abend mit den Platznachbarn ging es in die Koje.

11.09.2015 – Kavala bis Alexandropolis (266km)

Ein bisschen fahren muss schon sein. Ein paar Kurven dürfen es auch sein. Nachdem wir die Zelte zusammen gepackt haben ging es los. In die Berge. Einen Teil der möglichen gestrigen Route durch Bulgarien. Schon der Einstieg durch das griechische

wenn es an der Grenze mal wieder ein bisschen länger dauert
wenn es an der Grenze mal wieder ein bisschen länger dauert

Hinterland war super. Sowohl zum fahren als auch zum schauen. Die Grenzformalitäten schnell hinter uns gebracht und weiter ging es. Aber sowohl auf der Karte als auch auf dem Navi hat das in Bulgarien kurviger ausgesehen als es dann tatsächlich war und so waren wir schneller als gedacht wieder an der Grenze. Und hier konnte man wieder den griechischen Größenwahn bestaunen. Wir sind die alte Passstraße nach unten gefahren und konnten die Schneise der Verwüstung in regelmäßigen Abständen sehen, welche die neue Straße hinterlassen hat. Warum zum Geier muss man eine 15 Meter breite Straße bauen für 20 Autos die Stunde. Soviel Infrastruktur kann man doch gar nicht erwarten. Zumal die Straßen schon so grottig gebaut sind, dass sie bis in ein paar Jahren komplett saniert werden müssen. Naja, egal. Nach dem einkaufen und Zelt aufstellen dann erstmal wieder baden im Meer. Zwei andere Motorradfahrer aus Deutschland waren heute mit für das Abendprogramm verantwortlich.

12.09.2015 – Alexandropolis bis Istandbul (387km)

In der Nacht beziehungsweise am frühen morgen hat es gewittert. Nicht nur so ein bisschen sondern richtig gewaltig. Mit ordentlich Regen dabei. Dies hat dazu geführt dass es um kurz nach sieben an meinem Zelt geklingelt hat mit dem Ausruf „Dein Mobbed ist umgekippt“. Verdammt, wie konnte das denn passieren, da stand sie schon auf dem Hauptständer. Naja, hilft nix, raus aus der Schlaftüte und das Ding wieder hinstellen. Bis auf den verstellten Handprotekter und verstellten Spiegel

fotografieren verboten...
fotografieren verboten...

soweit keine weiteren Schäden. Also schnell wieder hin liegen und ein bisschen weiter dösen solange es nich regnet. Aber irgendwann muss man halt mal los. Das Kurvenreich haben wir uns dann auch gespart, denn die Etappe war schon lange genug. Also eigentlich hat das Navi das nicht rechnen wollen und ein späterer Einstieg zu den Kurven wäre dann zu umständlich geworden. Vor der Grenze noch die letzten Euros in den Tank gefüllt und weiter. Der kompliziertere Teil war dann an der türkischen Grenze zur Einreise. Aus irgendeinem Grund war meine grüne Versicherungskarte die Türkei nicht freigegeben, obwohl ich das extra noch gemacht hatte. Alle Diskussionen führten ins Leere und es blieb nur die Möglichkeit mit dem Taxi nach Edirne rein zu fahren und eine Versicherung für die Türkei abzuschließen. Eine knappe Stunde später und 50 Euro ärmer (30 für die Versicherung, 20 fürs Taxi), hab dann auch ich meine Einreisestempel bekommen und es konnte weiter gehen. Es war bereits vier Uhr und noch knapp 300km. Das war uns dann aber irgendwie doch etwas lang weswegen wir dann die Schnellstraße nach Istanbul genommen haben. Mitten in der Altstadt haben wir dann um kurz vor acht unser Hostel bezogen.

Blick vom Hostel nach Asien
Blick vom Hostel nach Asien
Blick vom Hostel auf unsere Motorräder, zumindest von oben gut versteckt, hoffentlich werden sie nicht abgeschleppt
Blick vom Hostel auf unsere Motorräder, zumindest von oben gut versteckt, hoffentlich werden sie nicht abgeschleppt

Nach nunmehr 5.712 km geht der erste Abschnitt zu Ende. Einige Erlebnisse, bestes Wetter und viele tolle Motorradkilometer machen einfach Lust auf mehr.

 

2015 - Türkei und Kaukasus