August 2024 - ein Wochenende auf Arran
Es ist schon ein paar Jahre her, da habe ich auf einem meiner Flüge
Colin kennen gelernt. Naja, es war viel weniger auf einem der Flüge, als viel mehr auf dem Flughafen in Heathrow, weil einer meiner Flüge mit British Airways mal wieder Verspätung hatte und ich
den Anschluss verpasst habe. So kam es, dass ich eben mit Colin in einer der Flughafenbars ins Gespräch kam.
Und immer wieder die letzten Jahre mal darüber gesprochen wurde, dass man sich mal wieder treffen könnte, und ich doch nach Schottland kommen solle, er hat da ein kleines Cottage auf der Isle of Arran.
Und jetzt, keine Ahnung, es dürften ca. sieben oder acht Jahre später sein, hat es endlich geklappt. Das lange Wochenende mit dem Schweizer Nationalfeiertag schien dafür gut geeignet.
Also kurzerhand die Flüge gebucht und dann musste ich nur noch 6 Monate warten, bis der August kam.
Da Abflug ist erst am Nachmittag, also noch den ganzen Tag im Büro zugebracht und dann so ziemlich direkt auf den Flughafen. Aber oh Schreck, wie sollte es anders sein, der Flieger von BA hat mal wieder Vrespätung. Als ich am Flughafen ankam, hätte er eigentlich in London starten sollen, stattdessen war er noch nicht mal in Nizza losgeflogen. Na das kann ja heiter werden. Wenn ab jetzt nichts mehr schief läuft, könnte ich meinen Anschlussflug i Heathrow gerade noch erwischen,. Aber schon eine halbe Stunde später hat sich die Hoffnung zerschlagen. Eine weitere Nacht, die ich auf dem zweitgrössten Flughafen Europas verbringen darf zeichnet sich ab.
Ja, und so kam es dann auch. Mit über 2,5 Stunden Verspätung war ich endlich in London, der letzte Flieger nach Glasgow hat bereits vor einer halben Stunde die Hauptstadt verlassen und ich bin zum dritten Mal in Heathrow gestrandet. Irgendwie passiert das jedesmal wenn ich mit BA fliege, vielleicht sollte ich bei der nächsten Reise darauf achten eben nicht mit denen zu fliegen, oder von vorherein fümpf Stunden Aufenthalt einplanen, um mögliche Anschlüsse zu erreichen. Nun denn, das Gepäck abholen und mich gleich mal am Schalter beschweren gehen. Mit einem Gutschein über 20 Pfund, für etwas zum Essen kaufen wurde ich erstmal abgespeist, und ich solle in einer halben Stunde nochmal kommen. Gesagt getan. Wieder am Schalter gab es einen weiteren Gutschein für eine Hotelübernachtung etwas ausserhalb des Airport. Also ab ins Taxi und um kurz nach 0000 Uhr war ich dann im Hotelbett. Um halb fümpf klingelt der Wecker, dass ich wieder rechtzeitig am Flughafen bin zum einchecken, für den ersten Flug nach Glasgow.
Eigentlich war der Zwischenstopp ja gar nicht so tragisch, denn viel später war ich dann auch nicht in Paisley am Bahnhof von wo ich den Zug Richtung Ardrossan nehmen musste. Die Nacht war halt etwas kurz, das wäre anders besser gewesen, und ich hätte ein ordentlichen Frühstück bekommen. Nunja, soweit so gut. Nachdem ich in Glasgow aus dem Flughafen raus war, mit dem Bus in die Stadt zum Bahnhof. Da ich noch ein paar Minuten Zeit hatte bis der Zug kam, bin ich noch etwas durch das Städtchen gewackelt, zur Paisley Abbey und zum Rathaus war noch Zeit, bevor es weiter ging.
In Ardrossan hatte ich wiederum fast 1,5 Stunden Zeit bis die Fähre kam. Die Zeit wird genutzt, und endlich komme ich zu meinem Frühstück, mittlerweile bin ich doch hungrig, nachdem das Abendessen gestern ja auch schon ausgefallen ist, und es nur einen kleinen Snack gab.
Das Wetter wurde zusehends besser. Wenigstens etwas positives. Und wechselnde Perspektiven von der Fähre aus liessen das Herz höher schlagen. Ankunft am Hafen, kurz vor Mittag, das schöne Wetter und die viele Zeit nutzen. Kurz mal schnell in den Reiseführer geschaut, was man alles tun muss und los ging es. Aber irgendwie ist es etwas lästig mit dem Rollköfferchen durch die Strassen zu ziehen. Da komme ich an einem Fahrradverleih vorbei und schwupps, Köfferchen abgestellt, und aufs Fahrrad geschwungen. So kommt man doch schneller und entspannter voran. Erstes Ziel war dann "Brodick Castle". Ouff, da geht es ja den Berg hoch, ist das anstrengend, ich bin offensichtlich alles andere als fit. Aber, ich bin hochgeradelt, und hab mich heimlich über die anderen Touristen lustig gemacht, die ihr Fahrrad das Bergchen hoch geschoben haben.
Wie jedes Anwesen, dass ich in England und Schottland bislang besucht habe, auch hier, alles wie geschleckt und blitzeblank. Und obwohl ich eigentlich gar nicht so lange bleiben wollte, bin ich doch ein bisschen hierhin ein bisschen dorthin gelaufen und hab ein wenig die Zeit aus den Aufen verloren. Naja, immer noch genug Zeit, ich muss das Fahrrad erst um 16 Uhr zurück bringen. Weiter geht es, runter ist deutlich einfacher als hoch. Unten aber irgendwie auf einer Hauptstrasse gelandet. Naja, halb so schlimm, bin ja durchaus vertraut mit Linksverkehr. Und wie ich da so vor mich hinradel, komme ich an einem tollen Schild vorbei. Nachdem ich in Bosnien dieses Jahr bereits vor Fledermäusen gewarnt wurde (siehe Bericht hier), musste ich mich jetzt vor gefährlichen Eichhörnchen in Acht nehmen. Man lernt eben nie aus, über die Gefährlichkeit von Wildtieren.
Ein Zwischenstopp an einer anscheinend sehr berühmten Strandbar mit lecker Gin, wo ich mich ein bisschen durch die Karte probiert habe durfte natürlich nicht fehlen. Und irgendwie schon wieder die Zeit vergessen, was bei der Atmosphäre aber auch nicht verwunderlich ist. Noch schnell an der örtlichen Molkerei vorbei und ein bisschen philosophieren, gehört ja bei meinen Reisen schon fast zum Standard, das ich das mache. Käse probieren wollte ich jetzt zwar nicht, aber das Eis, das die produzieren war auf jeden Fall den Stopp wert. Jetzt muss ich mich aber wirklich sputen. Und um kurz vor halb fümpf wurde ich vom Fahrradverleiher schon sehnsüchtig erwartet. Es war schon alles aufgeräumt, mein Köfferchen stand schon parat und der arme Mann stand da, und konnte nicht zusperren weil ich, bzw. sein letztes Fahrrad noch gefehlt hat. Aber eine gemütliche Plauderei später sind wir beide unserer Wege gezogen. Mein nächster Gang ging in den Supermarkt. Colin hat mir ja gestern schon mitgeteilt, dass er noch einen Termin hat und erst am Freitagabend auf die Insel kommt, es ist zwar ein bisschen was zum Essen im Haus, aber ich solle vielleicht doch besser noch ne Kleinigkeit mitnehmen. Und etwas auf den Grill geht immer. Eingekauft und zurück zum Hafen gewackelt, von wo der Bus mich dann hoffentlich ohne lange Wartezeit nach Lamlash bringen wird.
Und so war es, relativ gut am Busbahnhof angekommen, musste ich nur 35 Minuten warten bis der nächste Bus kam. Da hätte es mir nicht mal was gebracht, wenn ich das Fahrrad pünktlich abgegeben hätte, denn das wäre so oder so der nächste Bus gewesen. Also alles richtig gemacht, und eine dreiviertel Stunde später kam ich im Haus von Colin an und habe mich breit gemacht. Ein kleiner Spaziergang an den Strand bevor die Flut kommt und den Kamin auf der Terrasse anwerfen, bevor ich mir was zum essen gemacht habe. Ein Bierchen habe ich mir auch mitgebracht, gute Entscheidung, denn entgegen der Äusserung von Colin war nichts im Kühlschrank. Die Bar hat nur Whisky geboten, und das wollte ich nicht alleine trinken. Aufgrund der kurzen Nacht gestern und des doch sehr aktivitätsreichen Tages, bin ich heute auch nicht alt geworden. Noch duschen und ab ins Bett.
Da Colin erst heute Abend kommt, habe ich mir eine kleine Wanderung überlegt, die ich machen könnte. Von Lamlash startet eine schöne Wanderroute, so zumindest der Reiseführer und auch die diverse Broschüren welche ich von der Fähre mitgenommen habe. Na, das wollen wir uns doch anschauen. Los geht's. Der Einstieg auf die Route war irgendwie doch nicht ganz so einfach zu finden, hat aber dann doch geklappt, und dann kam der Regen. Naja, war eigentlich nur ein kurzer Schauer, aber so schön wie gestern wollte das Wetter heute nicht sein. Aber nicht schlimm, ich bin ja ausgerüstet mit allem möglichem, was wasser- und winddicht ist. Bergauf und bergab, immer wieder von Langholztransportern in der Ruhe gestört, war der Weg doch recht angenehm zu laufen, erst kurz vor dem Wasserfall selbst wurde der Waldweg zu einem Trampelpfad, aber auch der war auch
gar nicht so schlecht, trotzdem musste man aufpassen wo man hintritt um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und auf der Nase zu landen.
Der Wasserfall selbst war schon ein schöner solcher. Nicht der wasserreichste, aber was will man erwarten auf einer kleinen Insel, aber eine Fallhöhe von über 40 Meter auf zwei grosse und ein paar kleinere Kaskaden ist doch beeindruckend. Eine kleine Plattform gegenüber dem Wasserfall selbst sorgt für besten Blick und man bleibt vermutlich länger dort stehen, als man es sonst machen würde. Mir ging es zumindest so.
Nachdem ich mich etwas ausgeruht habe, und mein Mittagessen getrunken hatte ging es weiter. Zum "Giants-Grave" ein paar hundert Meter weiter, sollte doch auch noch möglich sein. Die wild zusammengewürftelten Steinhaufen, waren weniger als Grab zu erkennen, aber dass es keinen natürlichen Ursprung hatte, durfte zumindest klar sein.
Nach dem Giant-Grave kam der Abstieg, diesmal wirklich nur noch über kleine Trampelpfade, die auch teilweise durch umgestürzte Büsche und Bäume blockiert waren, und man sich durchkämpfen musste. Da ich aber nicht der erste war, der da durch wollte, aber der vermeintlich grösste, musste ich nicht mehr allzu viele Äste abbrechen, um einigermassen durch
zu steigen. Bevor es unten wieder auf die Hauptstrasse ging, durfte ich mich entlang des Bächleins, dessen Wasserfall ich zuvor besucht habe, entlang marschieren.
Einige kleine und grössere Häuser säumten diesen Weg, mit schön angelegten Gärten und allerlei seltsamen Pflanzen, mit riesigen Blättern und schönen Blüten.
An der Hauptstrasse selbst kam ich praktischerweise direkt an einer Bishaltestelle raus. Praktisch, wenn denn auch ein Bus fahren würde, was eben nicht der Fall war. Also hiess es "Daumen hoch" und trampen.
Ein paar Minuten hat es gedauert bis mich ein älterer Herr mitgenommen hat. Wir kamen ins Gespräch, und letztendlich hat er mich ein ganzes Stück weiter gefahren als er eigentlich selbst musste. Er hat mich dann an einem Café raus gelassen und gemeint, dass man da auch eine nette kleine Wanderung machen könnte, was ich dann, bevor ich mich bei Kaffee und Kuchen in dem kleinen Café gestärkt habe, auch in Angriff genommen habe.
Es war erst früher Nachmittag und so beschloss und versuchte ich, noch weiter zur LAGG Distillery zu kommen. Kaum stand ich an der Strasse und hatte den Daumen draussen, hielten zwei Damen aus Italien an, die mich dann bis zur Distillery mitgenommen haben. Für eine Führung hat die Zeit nicht ganz gepasst, aber der Barkeeper hat grad mit einer Verköstigung für einen anderen Touristen begonnen wo ich kostenfrei noch mitmachen konnte. Während des anschliessenden Besuch im zugehörigen Laden hat sich aber das Wetter dermassen verschlechtert, dass es nicht möhlich war heim zu laufen. Versucht habe ich es trotzdem, denn der nächste Bus kommt erst in eineinhalb Stunden. Da der Regen aber immer stärker wurde, bin ich 20 Minuten später im nächsten Dorf in das dortige Gasthaus eingekehrt und habe mir, bis der Bus kommt ein Bierchen genehmigt.
um kurz vor 18 Uhr war ich wieder zuhause. Dort angekommen musste ich feststellen, dass das Wetter hier noch schlechter gewesen sein muss, als auf der anderen Seite der Insel, denn der aufgestellte Pavillion war - weg. Colin hat sich in der Zwischenzeit gemeldet, dass die geplante Fähre nicht fährt und er jetzt erstmal noch 1,5 Stunden zu einem anderen Fährpunkt fahren muss und vermutlich nicht vor 2030 Uhr da sein kann. Nun denn, mache ich mir erstmal was zu essen und nehme eine heisse Dusche, war doch ein bisschen anstrengend meine Wanderung. Dem schlauen Handy nach waren es auch deutlich über 20km. Lang ist her, dass ich so viel an einem Tag gelaufen bin.
Bis Colin dann tatsächlich da war, war es bereits kurz vor 21 Uhr. Was macht man da noch? Joa, Jacke anziehen und sich in den nächsten Pub begeben. Ohje, noch weiter laufen, aber für ein Bierchen und einen netten Abendausklang nimmt man das doch gerne in Kauf.
Ausschlafen war angesagt, nach so einem Tag wie gestern aber auch nicht verkehrt. Colin hat lecker Frühstück gemacht und dann sind wir los. Auf der Westseite der Insel gab es noch ein paar touristische Attraktionen die wir besuchen wollten, inklusive einer weiteren Distillery.
Wir waren bereits über eine Stunde unterwegs, als es mir plötzlich den Magen umgedreht hat. Nichts ging mehr, ich musste dringend aussteigen und mir das Frühstück nochmal durch den Kopf gehen lassen. Nicht mal Wasser wollte drin bleiben. Ich war von jetzt auf gleich völlig gerädert.
So blieb uns leider nichts anderes übrig, als umzudrehen und zurück zu fahren. Viel mehr gibt es von diesem Tag dann auch nicht mehr zu berichten, denn ich habe ihn
dann weitestgehend im Bett verbracht. Erst am Abend konnte ich wieder vorsichtig aufstehen.
Da ich zu nichts zu gebrauchen war, hat sich Colin mit ein paar Freunden verabredet. Mir war das nur Recht, denn ich wollte mich nicht mal unterhalten. Und das war dann auch schon der Samstag.
Am Sonntag morgen konnte ich zumindest wieder frühstücken und mich noch ein wenig mit Colin unterhalten, bevor er mich zurück zum Hafen gebracht hat, wo um 1130 Uhr meine Fähre zurück nach Ardrossan ging.
Eigentlich ein schöner Kurztrip. Den Infekt, woher auch immer der kam, hätte ich zwar nicht gebraucht, aber was soll man machen.
Sollte man auf jeden Fall wiederholen, dann versuche ich aber gesund zu bleiben...
Kurzum - kleiner aber feiner, und fast perfekter Kurzurlaub
Grüße Euer Ecki